6.

Wenige Minuten später kam Jule aus dem Zimmer, ging direkt zu Julians Schreibtisch, schnappte sich ihre Unterlagen und den Stift – und warf ihm dabei einen finsteren Blick zu.

Julian hob nur amüsiert eine Augenbraue. „Haha… hast du etwa Angst vor einer schlechten Note bekommen?“

„Warum sollte ich Angst haben?“ knurrte sie. „Ich hasse nur denjenigen, der sie gibt.“

Julian lachte leise. „Dann solltest du lieber lernen, anstatt mich anzustarren.“

„Befiehl mir nicht, was ich tun soll.“

„Aber genau das tue ich.“

Sie verdrehte die Augen. „Verdammt nochmal… Ich hab dich geliebt, auch wenn alle Schüler dich gehasst haben.“

Er lächelte schief. „Und hast du je gehört, dass eine Gazelle einen Löwen liebt?“

„Oh Gott… hast du dich gerade wirklich mit einem Löwen verglichen?“ Sie verschränkte die Arme. „Du rasierst dir deinen Bart alle zwei Tage. Löwen machen das nicht.“

„Tja… du hast gesagt, du liebst mich. Und ich bin eben… einzigartig.“

„Ah, schön, dass du dich daran erinnerst! Vielleicht solltest du mir dann eine bessere Note geben.“

Er lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „So einfach ist das nicht, Madame.“

Sie trat einen Schritt näher, beugte sich zu ihm runter, ihre Augen glänzten. „Julian… diskutier nicht mit mir. Du weißt, dass ich dich damit verrückt machen kann.“

Er grinste. „Du machst mich immer verrückt. Aber genau das liebe ich an dir.“

Er griff sanft nach ihrem Handgelenk und zog sie langsam zu sich runter auf seinen Schoß.

„Du bist zu frech für eine gute Note – aber viel zu süß, um böse zu sein.“

Sie errötete leicht, versuchte ihre Miene zu verstecken.

„Julian… ich bin hergekommen, um zu lernen. Nicht um… das hier.“

„Dann lern mit mir. Vielleicht bekommst du heute Abend mehr als nur Wissen.“

Er flüsterte die letzten Worte in ihr Ohr, seine Stimme tief, warm, gefährlich charmant.

Sie seufzte. „Du bist unmöglich.“

„Und du bist mein Lieblingsproblem.“

Sie versuchte aufzustehen, doch er hatte bereits seine Arme um sie gelegt.

Sein Griff war fest, aber nicht erdrückend – eher wie ein Versprechen, nicht loszulassen.

„Warte noch“, murmelte er leise an ihrem Ohr, seine Stimme war sanft, beinahe flehend. „Ich will dir etwas sagen…“

Jule erstarrte kurz, ihre Hände ruhten leicht auf seiner Brust.

„Was denn?“ fragte sie mit vorsichtigem Tonfall.

Julian atmete tief ein, als suche er nach den richtigen Worten.

„Weißt du, manchmal… frage ich mich, wie jemand wie du sich auf jemanden wie mich eingelassen hat.“

Sie lachte leise, fast unhörbar. „Und warum?“

„Weil du wild bist. Stur. Hell in einer Weise, die blendet. Und ich… na ja, ich bin Lehrer. Ich sollte Regeln aufstellen, nicht… mich in meine Schülerin verlieben.“

Er sah sie ernst an. „Aber ich habe es getan. Und jeden Tag mit dir, selbst wenn wir streiten, selbst wenn du mich mit deinen Blicken tötest – ist der beste Beweis, dass ich nichts bereue.“

Ihr Blick wurde weich, ihre Finger bewegten sich unbewusst an den Knöpfen seines Hemdes.

„Julian…“ flüsterte sie. „Du bist manchmal nervig. Kontrollierend. Und verdammt rechthaberisch.“

Er schmunzelte. „Danke, ich liebe Komplimente.“

Sie fuhr fort, ihre Stimme zitterte leicht. „Aber trotzdem… ich fühle mich nicht sicher bei dir.

Julian legte seine Stirn sanft an ihre. „Dann lass es so bleiben. Trotz aller Regeln. Trotz allem, was richtig oder falsch sein mag. Denn du bist mein Zuhause geworden.“

Für einen Moment war alles still – nur ihre Atemzüge, das leise Knistern der Spannung zwischen ihnen.

Dann sagte sie schmunzelnd: „Wenn du mich jetzt nicht loslässt, werde ich nie mit dem Aufsatz fertig.“

Er küsste sachte ihre Stirn. „Dann lass ihn später schreiben. Gerade ist wichtiger…“

Sein Blick glitt zu ihr.

„…weil…

Julian hatte seinen Satz kaum beendet, als Jule ihn plötzlich auf die Brust schlug – nicht fest, aber deutlich genug, um ein Zeichen zu setzen.

„Du denkst, du kannst einfach so reden und alles ist gut?“, zischte sie, während sie sich aus seiner Umarmung befreite.

„Du kannst nicht einfach sagen, dass ich dein Zuhause bin und dann… dann behandelst du mich wie eine Schülerin, wenn es dir passt!“

Julian wirkte überrascht, trat aber einen Schritt zurück. „Warte… was meinst du damit?“

„Du weißt genau, was ich meine!“ rief sie, ihre Stimme zitterte vor Frust. „Du sagst, du liebst mich. Aber gleichzeitig kontrollierst du alles – wann ich lerne, wann ich spreche, sogar wann ich schlafen soll!“

„Jule, ich tue das nicht, um dich zu kontrollieren. Ich versuche… Ordnung zu schaffen. Für dich. Für uns.“

„Für uns? Oder nur für dich?“ Ihre Augen funkelten wütend. „Ich habe das Gefühl, dass du manchmal vergisst, dass ich kein Kind bin.“

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