Siena
Es ist bereits Nacht, und nachdem ich Jasmine ins Bett gebracht habe, sitze ich, in einen Mantel gegen die kühle Brise gehüllt, vor der Hüttentür. Meine Gedanken schweifen wieder zu Derek, erinnern sich an die abrupte Art, wie er gegangen ist, und an das qualvolle Heulen, das durch den Wald hallte. War er es?
— Derek... — flüstere ich und starre in die Dunkelheit des Waldes.
Warum fühle ich diese seltsamen Dinge? Es ist, als würde ich mich nach ihm sehnen, ihn an meiner Seite brauchen. Ich spüre eine Wärme, die durch meinen Körper zu strahlen scheint, ein neues und intensives Gefühl, das ich nicht ganz verstehen kann. Meine Gedanken überschlagen sich, und mein Herz rast, fast so, als wollte es mir etwas sagen, das mein Verstand noch nicht begreift.
Die Dunkelheit des Waldes wirkt lebendiger denn je, jeder Schatten, jedes Geräusch tritt fast hypnotisch hervor. Ich atme tief durch und versuche, mein aufgewühltes Herz zu beruhigen. Vielleicht ist es das Adrenalin von dem, was wir durchgemacht haben, oder vielleicht ist es etwas Tieferes, etwas, dem ich nicht entkommen kann.
Während ich in Gedanken versunken bin, höre ich ein leises Rascheln in den Bäumen in der Nähe. Mein Atem stockt für einen Moment und mein Körper spannt sich an, aber ich entspanne mich sofort wieder, als ich eine vertraute Gestalt aus den Schatten auftauchen sehe.
— Derek? — rufe ich, meine Stimme fast ein Flüstern, aber voller Freude, ihn wiederzusehen.
Er kommt näher, seine Augen leuchten in der Dämmerung. Seine Schritte sind lautlos, aber entschlossen, und als er endlich nahe ist, sehe ich die Sorge in seinem Gesicht.
— Geht es dir gut? — fragt er, seine Stimme tief, aber sanft, voller echter Sorge.
— Ja, geht schon — antworte ich und versuche, die Verwirrung in meinem Herzen zu verbergen. — Und dir? Ich hörte vorhin ein Heulen, als du so schnell weggingst... warst du das?
Einen Moment lang zögert er, seine Augen mustern mich, bevor er antwortet.
— Ja, das war ich. Ich habe... etwas Dampf abgelassen.
Ich spüre einen Anflug von Erleichterung und gleichzeitig eine Welle der Sorge um ihn.
— Also deshalb bist du so abrupt gegangen? — sage ich, stehe auf und gehe auf ihn zu.
Ich beobachte genau den Moment, in dem er sich mit panischem Gesichtsausdruck die Nase zuhält und sagt:
— Bleib stehen! Komm nicht näher!
Mein Herz rast, meine Brust hebt und senkt sich. Unfähig, mich zurückzuhalten, ignoriere ich seine Bitte und sage, während ich langsam näher komme:
— Was ist los, Derek? Warum empfinde ich seltsame Dinge in deiner Nähe? Ich spüre eine seltsame Hitze von dir ausgehen.
Er reißt die Augen auf, und mit immer noch zugehaltener Nase kommt seine Stimme gedämpft heraus:
— Und du sagst mir das auch noch... mach die Sache nicht noch komplizierter, Siena. Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mich zurückhalte.
Ich bleibe ein paar Schritte vor ihm stehen, meine Verwirrung und Neugier vermischen sich mit wachsender Besorgnis. Sein Blick ist intensiv, erfüllt von einem Konflikt, der kurz davor zu stehen scheint, zu explodieren.
— Was hältst du zurück, Derek? — frage ich leise und versuche, die Intensität des Moments zu verstehen.
Einen Moment lang schließt er die Augen und atmet tief durch, bevor er antwortet:
— Meinen Instinkt, Siena. Den Instinkt eines Wolfes, der seine Gefährtin gefunden hat. Du verstehst nicht, was das für mich bedeutet. Wie schwer es ist, das zu kontrollieren, besonders wenn du so nah bist.
Einen Moment lang ist mein Verstand leer und verarbeitet seine Worte. Die Wärme, die ich spüre, die unerklärliche Verbindung zwischen uns... alles beginnt einen Sinn zu ergeben. Aber die Intensität der Enthüllung ist überwältigend.
— Gefährtin? — wiederhole ich fast tonlos.
Er nickt nur, seine Augen leuchten in einer Mischung aus Verlangen und Schmerz. Ich spüre, wie mein Herz noch schneller schlägt, eine Mischung aus Angst und Neugierde macht sich in mir breit.
— Derek... ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Er macht einen Schritt zurück und versucht, eine sichere Distanz zwischen uns zu schaffen.
— Du musst nichts sagen, Siena. Ich werde einen Weg finden, damit umzugehen.
Ich nicke, verstehe den Ernst seiner Worte, aber spüre immer noch die Stärke der Verbindung zwischen uns. Als er sich entfernt, wirkt die Nacht noch stiller, beladen mit dem Gewicht unausgesprochener Gefühle und unerwarteter Enthüllungen.
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