Nach einem ganzen Tag voller Anspannung und Gedanken an den Vorfall saß Sara auf der Couch, vor dem Fernseher, der seit einer halben Stunde ausgeschaltet war, ohne dass sie es bemerkt oder sich darum gekümmert hatte. Vor ihren Augen sah sie nur seinen Rücken, aus dem sie viele Glassplitter entfernt hatte – einer davon steckte in seiner Hand. Wie sie seine Hand berührt hatte, mit größter Vorsicht und Konzentration, um die Splitter herauszuholen.
Devin war noch bei Bewusstsein, er spürte den Schmerz, aber er machte kein Geräusch und bewegte sich nicht, um sie nicht zu stören. Sie hatte versucht, die kleinen Splitter aus seinem Nacken zu entfernen, erinnerte sich aber dann daran, dass diese Stelle empfindlich war und eine falsche Bewegung ihn lähmen könnte.
Er lag auf dem Bauch, sein Kopf ruhte auf einem kleinen Kissen mit blauen Schmetterlingsmustern. Er betrachtete sie aus dem Augenwinkel, versuchte, ihre Gesichtszüge zu erkennen – doch es gibt keinen Weg, einen Blick in Häuser zu werfen, die nicht die eigenen sind und es niemals sein werden. Schließlich wurde ihm vor Erschöpfung schwarz vor Augen.
Hier war sie wieder – sie nahm den Klang der realen Welt wahr, nur um wenige Minuten später erneut in die Gestalt zu versinken, die sich unauslöschlich vor ihrem inneren Auge eingebrannt hatte. Es war, als hätte die Zeit kurz angehalten, als würde ihr Verstand immer wieder zu dem Moment zurückkehren, in dem sie die Splitter aus seinem Rücken entfernt hatte.
Währenddessen kämpfte Miranda mit ihren eigenen Gedanken. Seit sie das Krankenhaus verlassen hatte, wollte sie Sara die Wahrheit sagen – dass der Mann, dessen Wunden sie mit solcher Sorgfalt versorgt hatte, niemand anderes war als derjenige, den sie einst geliebt hatte. Der Ritter, der nie in ihre Träume trat, weil er nie ihr gehörte. Doch die Worte blieben ihr im Hals stecken.
Wie sollte sie es ihr sagen? Dass der Mann, der unter Saras Händen gelitten und geschwiegen hatte, derselbe war, den sie vor Jahren zu vergessen geschworen hatte? Dass die Liebe, an die sie nicht mehr glaubte, sich in genau diesem Moment ein letztes Mal aufbäumte, nur um ihr zu zeigen, dass sie niemals wirklich vergangen war?
Miranda konnte nur aus der Ferne zusehen, während Sara in Gedanken versunken auf der Couch saß. Sie sah, wie ihre Freundin in einer Welt gefangen war, die niemand betreten konnte – eine Welt, in der Schmerz und Berührung sich zu etwas Unausgesprochenem vermischten. Und tief in ihrem Inneren wusste Miranda, dass es kein Zurück mehr gab. Manche Wahrheiten bleiben unausgesprochen, weil sie mehr zerstören als heilen.
Am Nachmittag im Charité-Krankenhaus lag Devin in seinem Zimmer, nachdem er die zweite Operation an seinem Nacken hinter sich hatte. Nach langen Stunden öffneten sich seine Augen langsam. Die Zimmerdecke war weiß mit feinen blauen Linien, die den Blick auf sich zogen. Er drehte seinen Kopf leicht in Richtung Fenster.
„Wow… was für eine wunderschöne Aussicht“, murmelte er und atmete tief ein – doch der Schmerz ließ ihn kurz zusammenzucken.
Einige Minuten später trat Miranda ins Zimmer. Er wandte sich ihr zu und lächelte schwach, woraufhin sie das Gespräch begann:
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