Alpha

Alpha

Ep.1

Sie versteht nicht, wann genau sie sich so weit von ihrer Gruppe von der Universität entfernt hat. Sie wollte nur ein paar Pflanzenproben nehmen und dachte nicht, dass sie sich so weit verirrt hatte. Nun weiß sie nicht, wie sie den Weg zurückfinden soll. Wenn sie doch nur die Wolfsgene ihres Vaters geerbt hätte, wie ihre Brüder. Der Hunger machte sich bereits bemerkbar, und sie war nicht einmal so vorsichtig gewesen, einen der Energieriegel einzustecken, die ihre Schwägerin zubereitet...

Andererseits sucht eine Gruppe von Biologiestudenten mit ihrem Geruchssinn und ihren Sinnen nach der Auserwählten der Dumont-Holters. Sie suchen bereits seit etwa drei Stunden nach ihr, scheinen aber in die falsche Richtung zu laufen.

Plötzlich verfehlt das Mädchen einen Schritt und stürzt einen Abhang hinunter, wo es am Boden liegen bleibt.

"Verdammt! Wie soll ich jetzt hier wieder rauskommen?", sagte sie zu sich selbst.

Die Temperatur begann stetig zu sinken, und da sie nur ein Mensch war, brauchte sie mehr Schutz. Plötzlich lässt sie das Geräusch eines brechenden Astes aufhorchen. Sie weiß, dass es in diesem Wald noch andere magische Kreaturen gibt, und hofft nur, dass es kein Vampir ist. Doch wie verhext wird sie plötzlich gegen die Wand aus Erde und Wurzeln gedrückt.

"Schau mal an, was ich da gefunden habe", sagt der Vampir und schnuppert am Duft des Blutes dieses Menschen, obwohl er auch nach Wolf riecht.

In der Zwischenzeit suchen Antoine und seine vier Söhne verzweifelt nach Selene. Sie wissen, dass sie als Mensch im Wald leichte Beute ist.

"Diese dumme Professorin! Ich habe ihr doch gesagt, dass sie nicht ohne Aufsicht in den Wald gehen soll", brummte Eon.

Sein Herz schlug wie wild. Er dachte an seine Kleine und ob sie Angst hatte, fror oder vielleicht Hunger hatte.

Selene betete unterdessen, dass jemand kommen würde, und ihre Gebete schienen erhört zu werden. Plötzlich stellte sich ein riesiger schwarzer Wolf hinter den Vampir, der Selene immer noch am Hals festhielt. Der Wolf fletschte seine Zähne und hauchte dem Blutsauger seinen Atem ins Ohr. Sein Geruch erreichte die Nase des Mädchens, und da wusste sie es, natürlich wusste sie es, sie ist die Tochter eines Wolfes, obwohl sie wie ihre Mutter als Mensch geboren wurde. Ohne Vorwarnung und innerhalb von Sekunden riss der Wolf dem Angreifer den Kopf vom Körper, direkt vor ihren Augen. Als sie frei und wieder bei Sinnen war, konnte sie die Schönheit des Tieres genauer betrachten.

"D... d... du bist mein...", brachte sie hervor und verlor das Bewusstsein.

Am nächsten Morgen wachte sie aufgeschreckt in ihrem weichen Bett auf. War diese ganze Erfahrung real gewesen?

"Mein Baby, du hast mir große Sorgen gemacht. Sieh nur, wie dir dieser widerliche Blutsauger den Hals zerkratzt hat", sagte Rebecca, die am Fußende des Bettes saß.

"Ma... Mama, war das alles echt?", ihre Stimme klang heiser.

"Alles war echt, mein Baby", sagte ihre Mutter bedrückt.

"Wo ist der Wolf, der mich gerettet hat?"

"Da war kein Wolf, als sie dich gefunden haben", sagte Rebecca.

Traurigkeit machte sich in ihrem Herzen breit. Sie war sich sicher, dass dieser Wolf echt gewesen war und dass er außerdem ihr Gefährte war.

Mitten im Wald, in einer kleinen Holzhütte, die vor neugierigen Blicken verborgen ist, sitzt ein großer, stämmiger Mann in seinem Sessel vor dem knisternden Kaminfeuer. Sein Blick ist auf die tanzenden Flammen gerichtet, doch in Wirklichkeit sieht er gar nicht hin. Seine Gedanken schweifen zu der Erinnerung an diese wunderschöne Kreatur im Wald.

"Was hat das zu bedeuten? Habe ich etwa ein Recht auf eine zweite Chance, nachdem ich mich meinem Seelenverwandten gegenüber so erbärmlich verhalten habe?", fragte Ben ins Leere.

Vor über 70 Jahren hatte er seine Auserwählte gefunden und sie zurückgewiesen, weil sein Vater ihm gesagt hatte, dass er keinen schwachen Omega brauche. Und weil er immer auf den Rat seines Vaters hören wollte, hatte er sie öffentlich vor seinem gesamten Rudel zurückgewiesen. Das arme Mädchen hatte die Zurückweisung nicht ertragen und war kurze Zeit später gestorben, was den Zorn der Mondgöttin auf den Plan gerufen hatte. Sie ließ das gesamte Rudel verschwinden.

Viele Jahre lang war er umhergezogen, bis er schließlich in diesem französischen Wald landete. Hier spürte er das Bedürfnis, sich niederzulassen. Er war ein Wanderer gewesen, seit er seine Schweizer Heimat verlassen hatte, doch als er an diesem Ort ankam, sprach die Göttin im Traum zu ihm und sagte ihm, dass er hier den Grund finden würde, für den er kämpfen würde, eine Aufgabe, die ihn dazu bringen würde, sein Territorium neu zu gestalten.

Selene Dumont-Holter.

Ben Meier.

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