Kapitel 2

Ein höfisches Spiel beginnt – mit Masken, Blicken und der ersten Eifersucht. ⸻ Das Fest war eine Farce. Rika stand in einem kunstvoll bestickten Gewand aus dunklem Blau und Gold am Rand des großen Ballsaals. Der Marmorboden spiegelte das Licht tausender Kerzen, die in schweren goldenen Kronleuchtern über ihren Köpfen tanzten. Die Musik war höfisch und elegant, aber jedes Lächeln, das ihm entgegengeworfen wurde, trug einen bitteren Nachgeschmack. Er war der Mittelpunkt – aber nicht aus Anerkennung. Er war das neue Spielzeug, das alle erst mustern mussten, bevor sie es eventuell zerstörten. „Du siehst verloren aus.“ Kalcions Stimme war ruhig, fast väterlich, doch da war etwas Dunkles unter der Oberfläche. Er war plötzlich neben Rika aufgetaucht, wie ein Schatten. „Halte den Rücken gerade. Du wirst beobachtet.“ Rika nickte leicht, sein Blick blieb jedoch gesenkt. „Ich… weiß nicht, wie ich mich verhalten soll.“ „Dann lerne schnell“, sagte Kalcion leise. „Am Hofe überlebt, wer beobachtet, nicht wer zögert.“ Rika wollte antworten, da schnitt ihm ein anderer Tonfall dazwischen – spöttisch und laut genug, dass einige Gäste kurz aufhorchten. „Was für ein Anblick.“ Adriel trat heran, ein Glas Wein in der Hand, seine Haltung provokant wie immer. „Unser kleiner Hofprinz sieht ja beinahe aus, als würde er dazugehören.“ Rikas Magen zog sich zusammen. „Ich bemühe mich—“ „Bemühen.“ Adriel grinste schief. „Ein nettes Wort. Weißt du, man kann sich auch bemühen, höflich zu sterben. Es macht am Ende keinen Unterschied.“ Kalcion warf ihm einen warnenden Blick zu. Adriel ignorierte ihn und kam noch näher. So nah, dass Rika seinen Wein atmen konnte. „Wenn du mich so ansiehst, sollte ich wohl aufpassen“, raunte Adriel. „Sonst machst du mir noch Avancen.“ Rika errötete. „Das… ist nicht—“ „Du bist zu weich für diesen Ort.“ Adriel drehte sich weg, als hätte er genug. „Du wirst brechen. Ich wette, sogar mit Stil.“ Kaum war Adriel verschwunden, erschien Jade – wie immer verspätet, wie immer lächelnd. Er trug ein offenes Hemd, dessen Spitze viel zu aufwendig für einen Hofball war, und eine Brosche in Form eines Fuchses. „Was für ein Theater. Aber du bist wirklich das Highlight, Rika.“ Sein Blick wanderte betont über Rikas Körper. „Ich hab schon gedacht, der Kaiser würde uns irgendeinen Bauernjungen schicken. Aber du bist… süß.“ Rika wich leicht zurück. „Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll.“ „Gar nicht“, zwinkerte Jade. „Die meisten tun nur so, als ob.“ Dann, wie aus dem Nichts, fühlte Rika eine kalte Berührung an seinem Handgelenk. Als er sich umdrehte, stand Shamat da – kein Wein, kein Lächeln. Nur goldene Augen, die direkt in seine Seele schnitten. „Sieh dich nicht so sehr um“, flüsterte er, leise genug, dass nur Rika es hörte. „Sie wittern Schwäche. Und du… riechst wie eine Einladung.“ Rika wich zurück, aber Shamat ließ nicht los. „Du hast etwas an dir. Etwas Altes. Etwas, das nicht in diesen Palast gehört.“ Er beugte sich näher. „Das gefällt mir.“ In diesem Moment wurde Rika klar, dass er keine Freunde hatte. Nur Jäger – jeder auf seine eigene Art. Und er war die Beute. ⸻ Später, allein in seinen Gemächern, atmete Rika schwer. Seine Finger zitterten. Kalcion war still und wachsam. Adriel war verletzend und stolz. Shamat war… zu nah. Und Jade? Viel zu charmant, um ehrlich zu sein. Doch sein Herz schlug. Nicht nur aus Angst. Da war… etwas anderes. Etwas Verbotenes. Er wusste nicht, ob er es fürchten oder willkommen heißen sollte.

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