Ep.5

Während Igor über den Unterschied zwischen seinem Traum und der Realität in Bezug auf die Persönlichkeit seines Halbbruders nachdachte, trat der neue Angestellte, der gestern mit ihm gesprochen hatte, erneut an ihn heran.

- Herr\, soll ich in die Küche gehen und jemanden bitten\, Ihnen ein warmes Frühstück zuzubereiten?

Es war etwa neun Uhr morgens, obwohl er noch nicht aufgestanden war, hatte seine Stiefmutter den Tisch bereits abräumen lassen, es waren nur noch ein paar Scheiben Brot und ein Glas Marmelade übrig.

- Nein\, danke\, ich werde das hier essen - antwortete er freundlich dem Angestellten.

Igor hatte nichts dagegen, nur das zu essen, denn der Inhalt des nächsten Gesprächs würde ihm keine Ruhe lassen. Unvermittelt bat der alte Mann um warme Milch für ihn, doch bevor diese kleine Geste das Herz von Igor erwärmen konnte, griff Francesco erneut dieses Thema auf.

- Igor\, hast du über das gestrige Thema nachgedacht? Wenn du es dir überlegt hast\, werden wir heute Abend mit der Familie Moretti zu Abend essen\, so dass die beiden Familien die Verlobung besprechen können.

Igors Stimmung änderte sich sofort, sein Großvater konnte nicht einmal abwarten, dass er eine Scheibe Brot aß, bevor er mit diesen Fragen begann, aber er war nicht bereit, schweigend dazusitzen.

- Und wenn ich sage\, dass ich es nicht will? - grinste er höhnisch.

Francesco sah, dass sein Enkel noch immer die gleiche Einstellung wie am Vortag hatte, und antwortete mit einem missbilligenden Gesichtsausdruck und tiefer Stimme.

- Du hast keine Wahl\, du musst mir in diesem Angelegenheit zuhören\, du bist ein Nachfahre der Rossi\, das Blut unserer Familie fließt in deinen Adern\, wir haben dich so viele Jahre aufgezogen\, du musst in dieser Krisenzeit Verantwortung übernehmen.

Der alte Mann war wie immer autoritär und unnachgiebig, sein Ton verriet seine Verärgerung, alle schwiegen und nur Jhone blieb an der Seite von Francesco, streichelte seinen Rücken und versuchte, diese peinliche Situation zu mildern.

- Opa\, dieses Thema sollte nicht so überstürzt behandelt werden\, wir sollten Igor die Möglichkeit geben\, sich gut mit dem jungen Mann aus der Rossi-Familie zu verstehen\, wie Sie selbst gesagt haben\, er hat das Blut der Familie\, er wird uns aus dieser schwierigen Situation helfen.

Diese sanften Worte sollten zunächst den Zorn seines Großvaters besänftigen und ihm Zeit geben, aber als Igor über den zweiten Teil dieses Satzes nachdachte, bemerkte er eine gewisse Bewertung und Anklage. Als Mitglied der Familie, wäre es nicht seine Schuld, wenn er nicht heiratete und sein Großvater alles verlieren würde? Dies war der Punkt in diesem Satz und Igor spürte die Bitterkeit hinter dem süßen Wort.

Igor lächelte leicht und spielte mit seinem Besteck, er fragte sich, ob sein Traum vielleicht eine Vorahnung war? Er konnte sehen, dass Jhone süß sein mochte, aber hinter jeder Handlung wollte er die Menschen in seine Gewalt bringen.

Andrea kam hinzu und hörte einen Teil des Gesprächs, sie half Igor bei der Überredung.

- Igor\, der Junge ist nur ein Jahr älter als du\, ist es nicht natürlich\, dass junge Menschen heiraten und dann die Liebe kommt? Es ist in Ordnung\, wenn ihr euch noch nicht mögt\, aber wenn ihr euch kennenlernt\, können Gefühle entstehen. Die Morettis sind eine der reichsten Familien des Landes\, wäre es nicht gut für dich\, ein Teil dieser Familie zu werden? Und wenn du in der Zukunft wirklich merkst\, dass ihr nicht miteinander auskommt\, könnt ihr einfach eine freundliche Scheidungsvereinbarung treffen.

Andrea stupste nach dem Sprechen ihren Ehemann an, der neben ihr stand, er schluckte schwer und sprach geduldig.

- Nun\, normalerweise haben Eltern das Sagen bei einer Heiratsentscheidung\, also lasst uns das klären.

- Habt ihr jetzt alle fertig geredet? Jetzt bin ich dran.

Igor zog die Aufmerksamkeit aller auf sich und achtete auf den Gesichtsausdruck von jedem, der dort war. Einer war hart und wütend, ein anderer tat freundlich, ein anderer spielte mit dem Feuer, während sein Vater monoton und mitfühlend war. Beim Betrachten konnte er nicht anders, als über diese Situation zu lächeln, das war keine Familie, sondern ein Schlangennest, in dem er nicht bleiben konnte.

- Worüber lachst du? - fragte sie verärgert von seinem Stiefsohn.

- Tante Andrea\, Sie sagten\, es wäre sehr glücklich für mich\, in die Moretti-Familie aufgenommen zu werden\, warum gebe ich diese Glück und diesen Segen nicht an Ihren Sohn weiter? Möchten Sie das?

Igor hatte ein schönes Paar brauner Augen, das auf den ersten Blick unschuldig erscheinen mochte, aber einen Hauch unerklärlicher Wildheit in sich verbarg. Er tat nur so, als wäre er gehorsam, konnte aber zeigen, dass er nicht so zähmbar war, wie sie dachten, und Andrea konnte das bemerken.

"Was hat das mit meinem Sohn zu tun?", fragte sie.

"Wie hat das nichts damit zu tun?", verzog er den Mundwinkel und schaute zu Jhone. "Auch wenn er nicht das Blut dieser Familie hat, wurde er trotzdem wie einer ihrer Söhne erzogen. Schließlich haben wir zuerst über Heirat und dann erst über Liebe gesprochen. Es spielt keine Rolle, wer heiratet, oder?", fuhr er fort. "Wenn man das Glück eines Kindes gegen Geld eintauschen will, kann er natürlich dazu beitragen."

Wenn sein Traum wirklich eine Vorahnung war, würden sich Jhone und der junge Mann aus der anderen Familie schließlich treffen, aber er musste zurückschlagen und jedes Wort war wie ein Dorn, der alle durchstach. Der alte Mann runzelte die Stirn und antwortete wütend.

"Hast du jetzt genug Ärger verursacht?"

"Ärger?", nahm er das Besteck und schlug damit gegen das Glas, sein Lächeln wurde noch spöttischer. "Noch nicht", lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und fuhr fort. "Opa, Vater, auch wenn ihr mich aus dem Land getrieben habt, in einer Sache habt ihr recht. Ich habe das Blut dieser Familie und bin der Zweitgeborene", er mochte diesen Titel nicht, fuhr aber fort, um seinen Gedanken auszudrücken.

"Während ich der Zweitgeborene bin, ist Jhone nur der Sohn von Tante Andrea und einer anderen Familie..."

"Halt den Mund, überschreite keine Grenzen", ermahnten sie ihn gleichzeitig.

Der Großvater und der Vater von Igor ermahnten ihn zusammen, aber er war von Natur aus rebellisch und bereit, sein Denken fortzusetzen. Er presste die Gabel in seiner Hand und lächelte spöttisch, bevor er sich auf den Weg nach draußen machte, um diese Frage zu klären, die ihn von innen her auffraß. Und das würde an diesem Morgen geschehen.