Kapitel 2—Der Blick, der bleibt

Am nächsten Morgen fühlte sich die Begegnung mit ihm fast wie ein Traum an. Fast. Wäre da nicht dieses unruhige Gefühl in meiner Brust gewesen, das sich nicht abschütteln ließ. Ich kannte nicht einmal seinen Namen tortzdem spürte ich, wie mich der Gedanke an seine Augen, sein leises Lächeln, verfolgte.

»Du bist still heute«, murmelte meine beste Freundin im Café, in dem wir uns jeden Samstag trafen. Sie pustete den Milchschaum von ihrem Cappuccino, während ich stumm auf meinen Becher starrte.

»Ich hatte gestern...eine merkwürdige Begegnung.«

»Mit einem Typen?«, ihre Augen blitzten sofort neugierig.

Ich verdrehte meine Augen. »So kann man es auch nennen. Er hat mich in einer Gasse angesprochen.«

»Oh Gott, Lina!«, sie schlug entsetzt die Hand vor den Mund. »Und du bist nicht weggerannt?«

»Er war nicht so.« Ich hörte selbst, wie komisch das klang. »Er war....ruhig. Ganz anders. Als würde er nicht reden, um etwas zu bekommen, sondern weil....keine Ahnung....«

»....weil er dich interresant fand?«, grinste sie und schob mir ihr Glas Wasser rüber. »Klingt verdächtig nach dem Anfang einer Romanze.«

»Eher nach dem Anfang von Ärger«, murmelte ich.

Doch meine Gedanken ließen mich nicht los.

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Später, als ich auf dem Heimweg war, spürte ich wieder dieses seltsame Kribbeln, bevor ich ihn übergaupt sah. Und da war er. Am Rande der Straße, an eine Mauer gelehnt, als hätte er auf mich gewartet.

Mein Herz macht einen Sprung, doch ich zwang mich, ruhig zu bleiben. »Du bist wirklich ein Meister der Zufälle.«

Er hob eine Augenbraue, ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen. »Vielleicht bin ich auch nur gut darin, zur richtigen Zeit am falschen Ort zu sein.«

Ich schnaubte. »Sehr poetisch.«

Er lachte leise, fast so, als hätte er nur auf meine Reaktion gewartet. Dann richtete er sich auf und ging langsam neben mir her ohne aufdringlich zu sein. Ein Schritt Abstand, kein Griff nach mir—nur dieses stille Präsenz.

»Ich heiße übrigens Adrian.« Seine Stimme war ruhig, so beiläufig, als wäre es ihm egal, ob ich den Namen behielt oder nicht.

»Lina«, antwortete ich knapp, auch wenn er es längst wusste.

»Ich weiß.«

Ich blieb stehen. »Woher?«

Sein Blick ruhte auf mir, dunkel, aber nicht bedrohlich. »Man hört Namen, wenn man aufmerksam ist.«

Ich wollte etwas Schlagvertiges erwidern, aber stattdessen bemerkte ich, wie nah er nun doch war. Nicht zu nah, aber nah genug, dass ich den Regen von gestern Nacht fast wieder roch—Leder, Rauch, und irgendwas an ihm, das mich verunsicherte.

»Du bist seltsam«, platzte ich heraus.

»Das sagen die meisten.« Er grinste, drehte den Kopf leicht, und in diesem Moment hatte ich das Gefühl, dass ich einen Blick in etwas Tieferes bekam Etwas, das er absichtlich versteckte.

Wir gingen weiter. Keine Eile, keine Worte. Nur das unruhige Schlagen meines Herzens, das ich nicht kontrollieren konnte.

Als wir an meiner Straßenecke ankamen, blieb er stehen. »Also gut, Lina. Ich lasse dich gehen. Für heute.«

Ich lachte nervös. »Wie großzügig.«

»Nenn es....Selbstbeherrschung.«

Sein Lächeln war gefährlich und sanft zugleichen. Und in diesem Moment wusste ich, dass ich ihn wiedersehen würde. Nicht, weil er es wollte—sondern weil ein Teil von mir es bereits brauchte.

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