Paris im Fieber
Die Nachricht von Étiennes Tod verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Für die Revolutionäre war er ein Held, der sein Leben für die Sache geopfert hatte. Doch Robespierres Terror ließ keine Zeit für Trauer – jeden Tag starben weitere Menschen, und die Guillotine arbeitete unermüdlich. Lucien und Céleste wussten, dass sie handeln mussten, bevor es zu spät war. Die Liste, die Étienne gerettet hatte, war der Schlüssel: Sie enthielt die Namen von Unterstützern, die sich nun in Sicherheit bringen ließen, aber auch Details über Robespierres engste Verbündete. „Wenn wir Robespierre stürzen wollen," sagte Amélie in einer nächtlichen Besprechung, „müssen wir schnell und präzise sein. Jeder Fehler könnte unser Ende bedeuten." „Was ist der Plan?" fragte Lucien, der an der Wand lehnte, ein Dolch in der Hand, den er gedankenverloren drehte. „Wir müssen ihn isolieren," sagte Amélie. „Seine Macht hängt von der Unterstützung des Konvents ab. Wenn wir den Konvent gegen ihn aufbringen können, fällt er." „Das klingt gut," sagte Lucien, „aber wie genau bringen wir die mächtigsten Männer der Revolution dazu, ihren eigenen Anführer zu verraten?" „Mit Wahrheit," sagte Céleste entschlossen. „Und Mut." Lucien warf ihr einen skeptischen Blick zu. „Ich hoffe, das reicht."
Die Verschwörung
Die Tage vergingen in einem Strudel aus geheimer Planung und wachsamer Vorsicht. Lucien und Céleste schlichen sich in die Sitzungen des Konvents ein, sammelten Informationen und versuchten, Unterstützer zu gewinnen. „Robespierre ist nicht unbesiegbar," flüsterte ein Konventsmitglied namens Camille, der insgeheim gegen Robespierre war. „Aber seine Feinde sind zu eingeschüchtert, um sich zu erheben." „Dann brauchen sie jemanden, der den ersten Schritt macht," sagte Céleste. „Und wer soll das sein?" fragte Camille. Céleste warf Lucien einen Blick zu. Er schnaubte leise. „Natürlich wir. Weil wir noch nicht genug Probleme haben."
Der Moment der Entscheidung
Am Abend vor dem entscheidenden Tag saßen Lucien und Céleste allein in ihrem Versteck. Die Stadt draußen war unruhig, als ob sie den Sturm spürte, der kommen würde. „Bist du bereit?" fragte Céleste, während sie ihre Klinge schärfte. „Bereit ist ein dehnbarer Begriff," sagte Lucien. „Aber ich denke, ich habe mich an die Idee gewöhnt, dass ich wahrscheinlich sterben werde." „Lucien," sagte sie und legte ihre Hand auf seine. „Wir schaffen das." Er sah sie an, und in ihren Augen fand er den Funken Hoffnung, der ihn seit ihrer ersten Begegnung begleitet hatte. „Wenn jemand das schaffen kann, dann du," sagte er leise. „Und ich werde bei dir sein."
Der Fall des Tyrannen
Am nächsten Tag betraten Lucien und Céleste den Konvent. Sie waren keine offiziellen Mitglieder, doch mit der Hilfe von Camille und anderen Unterstützern gelang es ihnen, sich in die Nähe der Sprechertribüne zu schleichen. Robespierre stand dort, seine Stimme laut und befehlend, als er über die „Reinheit der Revolution" sprach. Doch in der Menge begannen Zweifel zu flüstern. „Das ist unsere Chance," flüsterte Céleste. Lucien nickte, sein Herz schlug wie ein Trommelwirbel. Als Robespierre eine Pause machte, trat Céleste vor. „Wie rein ist eine Revolution, die ihre eigenen Kinder frisst?" rief sie, ihre Stimme stark und klar. Die Menge erstarrte. Robespierres Augen verengten sich, und er starrte sie an. „Wer wagt es, meine Worte zu unterbrechen?" „Jemand, der genug von deinem Blutdurst hat," sagte Lucien, der nun an ihrer Seite stand. Das Murmeln in der Menge wuchs, als andere Mitglieder des Konvents aufstanden. „Du hast uns gesagt, dass wir für das Volk kämpfen," rief Camille. „Aber alles, was wir tun, ist sterben." Die Stimmung kippte. Robespierre versuchte, die Kontrolle zu behalten, doch es war zu spät. Die Mitglieder des Konvents forderten eine Abstimmung, und noch bevor der Abend vorbei war, wurde Robespierre verhaftet.
Ein Sieg, aber kein Frieden
Die Nacht, in der Robespierre gestürzt wurde, war eine der blutigsten in der Geschichte der Revolution. Seine Anhänger kämpften verzweifelt, doch am Ende wurde er zur Guillotine geführt – dem Werkzeug, das er so oft benutzt hatte. Lucien und Céleste sahen von einem Balkon aus zu, wie die Menschen auf den Straßen feierten. „Es ist vorbei," sagte Céleste leise. „Ein Teil davon vielleicht," sagte Lucien. „Aber ich glaube nicht, dass es jemals wirklich vorbei ist." Céleste legte ihren Kopf an seine Schulter. „Vielleicht nicht. Aber wir haben überlebt. Das zählt." Lucien sah sie an und lächelte. „Ja. Das zählt."
Ein neues Kapitel
In den Wochen nach Robespierres Sturz begann sich Paris zu verändern. Der Terror ließ nach, und die Revolutionäre versuchten, die Stadt wieder aufzubauen. Lucien und Céleste beschlossen, Paris zu verlassen. Sie hatten genug gesehen, genug verloren. „Wohin gehen wir?" fragte Céleste, als sie ihre wenigen Besitztümer packten. Lucien grinste. „Ich habe gehört, dass die Provence schön ist. Wein, Oliven, keine Guillotinen." „Klingt perfekt," sagte sie und nahm seine Hand. Hand in Hand verließen sie die Stadt, die sie fast zerstört hatte, und machten sich auf den Weg in ein neues Leben.
Ein neues Morgenrot
Ein einfaches Leben
In den Hügeln der Provence, wo die Luft nach Lavendel und reifenden Oliven duftete, fanden Lucien und Céleste endlich das, wonach sie so lange gesucht hatten: Frieden. Sie lebten in einem kleinen Haus aus Stein mit Blick auf die endlosen Felder, die in der Sommersonne golden leuchteten. Lucien hatte wieder begonnen, Bücher zu sammeln – und ein paar davon sogar zu verkaufen. Die Dorfbewohner liebten es, ihn über Paris auszufragen, und er erzählte ihnen die Geschichten auf seine übliche, humorvolle Weise. „Er übertreibt immer," sagte Céleste lachend, als sie eines Tages den Laden betrat, während Lucien einer Gruppe von Kindern erzählte, wie er angeblich die Guillotine mit bloßen Händen sabotiert hatte. „Natürlich übertreibe ich," erwiderte Lucien. „Was wäre eine Geschichte ohne ein wenig Drama?" Céleste rollte die Augen, konnte aber nicht anders, als zu lächeln.
Die Schatten der Vergangenheit
Obwohl die Tage friedlich waren, schlichen sich die Erinnerungen manchmal wie Schatten in ihre Gedanken. Eines Abends saßen sie auf der Veranda ihres Hauses, der Himmel war in ein tiefes Orange getaucht. „Denkst du manchmal an sie?" fragte Céleste. Lucien sah in die Ferne. „An Étienne? An Amélie? Ja. An all die anderen auch. Manche Namen habe ich vergessen, aber ihre Gesichter nicht." Céleste legte ihre Hand auf seine. „Ich denke, sie wären stolz auf uns. Wir haben überlebt. Das haben nicht viele geschafft." „Vielleicht," sagte Lucien leise. „Aber manchmal frage ich mich, ob Überleben genug ist." Céleste lehnte sich an ihn. „Es ist genug, weil wir hier sind – zusammen." Lucien nickte, und für einen Moment war die Stille zwischen ihnen voller Trost.
Ein neuer Anfang
Das Dorf, das sie ihr Zuhause nannten, nahm sie mit offenen Armen auf. Lucien wurde als Geschichtenerzähler und charmanter Kaufmann bekannt, während Céleste den Dorfbewohnern half, Briefe zu schreiben oder ihre Kinder zu unterrichten. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal das ruhige Leben genießen würde," sagte Lucien eines Tages, als sie gemeinsam die Felder entlanggingen. „Und ich hätte nie gedacht, dass ich mich in einen Mann verlieben würde, der mehr Worte als Vernunft besitzt," antwortete Céleste mit einem Grinsen. „Das ist meine beste Eigenschaft," sagte Lucien und zog sie in eine Umarmung.
Das Morgenrot
Jahre vergingen, und das Leben in der Provence wurde zu einer Routine, die sie beide schätzten. Der Lärm und das Chaos von Paris verblassten, und an ihre Stelle trat die Stille der Hügel und das Lachen der Kinder, die oft in ihrem Garten spielten. An einem besonderen Morgen, als die Sonne über den Feldern aufging, sahen Lucien und Céleste von ihrer Veranda aus zu, wie das Licht die Welt erhellte. „Sieh dir das an," sagte Céleste. „Ein neuer Tag." Lucien nickte und nahm ihre Hand. „Ein neuer Tag. Und wir sind noch hier." Ihre Reise war voller Schmerz, Verlust und Kampf gewesen, aber am Ende hatten sie es geschafft. Sie hatten das gefunden, wonach sie gesucht hatten – ein Zuhause, einander und die Freiheit, zu leben.
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