Ep.7

In einer kalten, menschenleeren Nacht hallte ein durchdringendes Heulen durch das schlafende Dorf und kündigte die Gegenwart der Bestie an. Der Geruch von frischem Blut, vermischt mit der nächtlichen Kälte, stach in ihre Nüstern.

Durch die leeren Straßen eilte eine junge Frau, gehüllt in einen Pelzmantel, der ihr langes, nachtschwarzes Haar verbarg. Der Wind hob den Mantel an und enthüllte die Hose aus Ozelotleder, die sie selbst Tage zuvor erjagt hatte. Sie beschleunigte ihren Schritt, spürte, wie ihre Füße hart auf dem Boden aufschlugen, und das Baby in ihrem Bauch bewegte sich unruhig.

Aus der Gasse vor ihr kam ein klirrendes Geräusch von zerbrechendem Glas, das ihr Herz höher schlagen ließ. Sie wollte um Hilfe schreien, doch ihre Lippen blieben verschlossen. Niemand würde ihr helfen, denn alle fürchteten die Nacht und ihre Geheimnisse, fürchteten das Heulen, das aus ihren eigenen Ohren zu kommen schien.

Plötzlich tauchte ein kleiner, weißer, schmutziger Hund aus der Dunkelheit auf und brachte einen Moment der Erleichterung in das Herz der Zwanzigjährigen. Das arme Tier schien keinen Besitzer zu haben und zitterte bei jedem Heulen, das die Stille der Nacht zerriss, vor Angst. Die junge Frau nahm es in ihre Arme, zog ihre Schuhe aus und rannte weiter. Der Welpe blickte ängstlich zu dem fernen Berg, von dem Gestalten auf sie zuflogen.

Die Brünette entdeckte die Kirche nur wenige Meter entfernt und rannte hinein, um Schutz beim Herrn zu suchen. Die Legenden besagten, dass die Unheiligen das Haus des Schöpfers nicht betreten konnten, doch sie fühlte sich dort nicht sicher. Sie kauerte sich vor dem Altar zusammen, auf dem die Nachbildung des Christus des Erlösers stand, bedeckt mit einem Tuch. Ihre Augen waren auf die Tür gerichtet, während sie auf das Schlimmste wartete.

Der Raum wurde von Kerzen beleuchtet, die überall verteilt waren und eine düstere Atmosphäre schufen. Man konnte die Gemälde und Statuen erkennen, die jeden Heiligen und jeden Moment der Geschichte des von einer Jungfrau geborenen Kindes darstellten. Dann flogen die Türen mit einem Knall auf, und das Licht des Vollmonds flutete herein.

Die Kirchenbänke wurden nach allen Seiten geschleudert und kündigten an, dass die Höllenhunde das Gotteshaus betreten hatten.

Verängstigt drückte die junge Frau den Welpen an ihre Brust und rannte erneut los, auf der Suche nach einem Ausweg. Sie fand die Tür hinter dem Altar, trat ein und verriegelte sie hinter sich. Es war das Zimmer des Pfarrers. In der Nähe des Fensters stand ein Tisch mit drei Stühlen. Zwei davon standen einander gegenüber, der dritte war ihnen zugewandt.

Der rote Teppich war weich wie Kaninchenfell, aber er schmerzte die verletzten Füße der jungen Frau. Sie ging zum Fenster und zog mit einer Hand die roten Vorhänge zurück, um etwas draußen zu sehen. Doch die Kreatur, die sie verfolgte, war unsichtbar. Die junge Frau öffnete das Fenster, dachte daran zu fliehen und zu versuchen, ihr Hotelzimmer zu erreichen, das durch seltsame Symbole geschützt war, die dieses Ding am Eindringen hinderten. Sie begriff, warum der Pfarrer nicht bis spät in der Kirche blieb. Hier gab es keinen Schutz.

Als das Fenster endlich offen war, setzte das Mädchen das Tierchen draußen ab und stützte sich auf das Fensterbrett, um zu springen. Doch die Tür wurde von etwas aufgerissen, das nach ihrem Bein griff, ihre Hose und ihre Haut zerriss. Sie stieß einen durchdringenden Schrei aus, stürzte sich aber mit den Armen um ihren acht Monate alten Bauch nach draußen, um ihr Baby zu schützen.

Der kleine Hund bellte und rieb sich an der jungen Frau, als wolle er sie zum Aufstehen bewegen. Doch ihr Bein brannte so sehr, dass sie das Gefühl hatte, jemand wolle es ihr ausreißen. Der weiße Hund leckte die tiefe Wunde ab, was ein Kribbeln in der Verletzung verursachte.

Ein Bellen war aus dem Inneren der Kirche zu hören, und eine riesige, dunkle Kreatur tauchte auf und sprang aus dem Fenster. Sie richtete sich auf und gab sich der schwarzhaarigen jungen Frau zu erkennen. Es war ein Wolf, vielleicht zweieinhalb Meter groß. Sie stand hastig auf, nahm das Tierchen auf den Arm und ignorierte den Schmerz. Sie rannte humpelnd davon, ihr verletztes Bein hinter sich herziehend, das durch das Lecken noch immer kribbelte.

Der schwarze Wolf folgte ihr dicht auf den Fersen und spielte mit seiner Nahrung. Man konnte ein Geräusch aus dem Rachen des Monsters hören, als würde es lachen.

Das Geräusch der Pfoten verschwand in der Luft, und die Brünette blickte sich um und suchte nach der Kreatur. Nichts. Es gab weder Schatten eines Wesens noch Spuren. Dennoch hielt die junge Frau nicht an, denn sie hatte begriffen, dass die Bestie unsichtbar werden und sich im Schatten der Häuser verstecken konnte, die vom Mondlicht erleuchtet wurden.

Nach einigen Minuten erblickte die junge Frau ihr Zuhause. Sie überquerte den Platz vor den Hoteltüren und berührte das große Holzobjekt. Das Junge in ihren Armen knurrte, und der Körper des Mädchens wurde durch die Luft geschleudert, noch bevor sie die Tür öffnen konnte. Der Baum war das Einzige, was ihren Flug stoppte. Ihr Körper prallte mit Wucht gegen den dicken Stamm der weißen Eiche und sie fiel zu Boden.

Das Geräusch der Pfoten kehrte zurück, und die Brünette geriet in Panik, während sie in alle Richtungen blickte. Die Kreatur war in Dunkelheit gehüllt, und der kleine weiße Hund bellte unaufhörlich ins Nichts, als könne er etwas sehen. Das Mädchen versuchte aufzustehen, doch es war zwecklos. Ihr Körper war so heftig aufgeschlagen, dass eine warme Flüssigkeit an ihren Beinen herunterlief. Ihre Fruchtblase war geplatzt.

Ein lautes Heulen ließ das Herz des Mädchens schneller schlagen. Es war so nah, dass sie fast spüren konnte, wie der Atem des Tieres ihr Haar wehte. Der kleine Hund hörte nicht auf zu bellen, bis etwas ihn gegen eine Mauer in der Gasse des Hotels schleuderte. Ein Schnauben ließ die Haare der Brünetten zu Berge stehen.

Ein Schrei hallte durch den Himmel, ein Schrei der Angst und der Flehen. Das Knurren vermischte sich mit Schmerz und Verzweiflung. Und schließlich war die Kreatur auf dieselbe Weise verschwunden, wie sie gekommen war. Aus dem Nichts.

Der eisige Körper, der auf dem Boden lag, wies die Spuren der Brutalität der Höllenhunde auf. Und das Kind im Bauch der jungen Frau war verschwunden.

Herunterladen

Gefällt Ihnen diese Geschichte? Laden Sie die App herunter, um Ihren Leseverlauf zu speichern.
Herunterladen

Bonus

Neue Benutzer, die die APP herunterladen, können 10 Episoden kostenlos lesen

Erhalten
NovelToon
Betreten Sie eine andere WELT!
Laden Sie die MangaToon APP im App Store und Google Play herunter