Ep.11

Er machte einen weiteren Schritt auf mich zu, zog die Hand aus der Tasche, hob sie an mein Gesicht und streichelte meine Wange.

„Jetzt verstehe ich, warum dein Vater dich all die Jahre gefangen gehalten hat ...“, murmelte er, und in seinen Augen blitzte etwas auf, das mich beunruhigte.

Mein Hals war trocken, meine Zunge klebte an meinem Gaumen, als hätte mein Körper seit Wochen kein Wasser mehr gesehen.

„Warum?“, hauchte ich.

Dominique löste seltsame Gefühle in mir aus. Er ließ meinen Körper zusammenbrechen, als würde er gleichzeitig in Ekstase und einen lethargischen Zustand verfallen.

„Weil du schön bist, Carmen“, sagte er und ließ seine Augen über meine Lippen wandern. „Und er wusste, welche Risiken er eingehen würde, wenn er dich für alle sichtbar machen würde.“

Ich streckte die Zunge heraus und befeuchtete meine trockenen Lippen. Die Bewegung entging Dominique nicht.

„Dieselben Risiken, die ich mit dir eingehe?“

Er verzog den Mund zu einem Lächeln.

„Ja, genau die“, bestätigte er und beugte sich vor, um mir ins Ohr zu flüstern. „Und weißt du, was das Lustige daran ist?“

Ich schüttelte den Kopf.

„Ich habe mich heute noch darüber beklagt, dass ich ein Halsband um den Hals haben würde, und jetzt könnte ich nicht aufgeregter sein.“

„Was meinst du damit?“ Meine Stimme war nicht mehr als ein heiseres, schwaches Krächzen.

Er lehnte sich zurück und brachte genug Abstand zwischen uns, damit mein Gehirn wieder funktionieren konnte.

„Du bist noch zu unschuldig und keusch für dieses Gespräch. Aber eines solltest du wissen: Ich bin kein guter Mann, aber ich werde meine Dämonen niemals auf dich abwälzen.“

Ich sah ihn durch meine Wimpern an.

„Warum habe ich das Gefühl, dass in dem, was du sagst, ein ‚Aber‘ mitschwingt?“

Er lachte.

„Aber du warst heute Abend eine süße und entzückende Überraschung, Carmen, und ich kann es kaum erwarten, dich zu verderben“, sagte er mit einem lässigen Grinsen.

Ich erwiderte das Lächeln, voller Vorfreude auf die Pattsituation, die wir bei der Hochzeit erleben würden.

„Vielleicht bin ich zu unschuldig, um zu verstehen, wovon du sprichst. Das tut mir leid“, säuselte ich.

„Lass uns wieder hineingehen, Braut, es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt für dieses Gespräch“, sagte er und machte deutlich, mit welcher herablassenden Geringschätzung er mich nannte.

Die Hochzeit machte mir keine Angst mehr, im Gegenteil, sie versetzte mich in Ekstase. Sie würde die größte Herausforderung meines Lebens werden.

„In Ordnung“, bestätigte ich mit der süßesten Stimme der Welt.

Es war an der Zeit, eine Persönlichkeit anzunehmen, die nicht die meine war, jeden Moment zu bekräftigen, was Dominique von mir dachte, selbst wenn es eine glatte Lüge war.

Wir kehrten in den Saal zurück und mein Vater kam auf mich zu und legte mir die Hand auf den Rücken. Er nahm einem Kellner ein Glas ab, reichte es mir, bevor er die Aufmerksamkeit aller auf uns lenkte, und dann hob er das Glas auf den Pakt zwischen unseren Familien, auf den Pakt, den wir für die Mafia schlossen.

Sie applaudierten und lächelten und feierten die neue Phase, die nun beginnen würde. Es spielte keine Rolle, dass sie sich in das Leben von zwei Menschen einmischten, es war immer für die Mafia und in ihrem Namen.

Ich hob das Glas an meine Lippen und erwiderte damit den Toast, den mein Vater begonnen hatte. Mein Blick wanderte durch den Saal und blieb an Dominique hängen, der mich anstarrte.

Er streckte ein Glas Whiskey entgegen, ein stummer Toast auf uns beide.

Mit dem Glas vor den Lippen lächelte ich und schwor ihm stumm, seine persönliche Hölle zu sein, das Mädchen, das sein Bett teilen würde, ohne dass er wusste, wer ich wirklich war.

Er runzelte die Stirn, erwiderte aber mein Lächeln und ließ sich unwissentlich auf einen Krieg ein, den er nicht gewinnen konnte, weil er immer im Nachteil sein würde.

Das Spiel hatte begonnen.

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