...Anfang Februar wurde das 8 Jahrgang in Gruppen aufgeteilt, die einige Stationen mit der Bahn von der Schule entfernt arbeiteten. Sara und Miranda waren in der Gruppe „Grafik und Design“. Dort saßen sie nebeneinander und hörten der Lehrerin zu, die die Arbeitsweise erklärte....
...Nach der Einführung begannen alle, ihr eigenes Motiv für die Stofftaschen zu planen und als Skizze vorzubereiten....
...Etwa eine Stunde später sprach ein Junge mit...
... schwarzer brille und seiner typischen „Comma“-Frisur Sara an:...
...– „Ey, Sara… Schreibt man diesen Buchstaben auf Arabisch so?“...
...Sie war kurz überrascht, dann antwortete sie:...
...– „Ähm, ja, genau so.“...
...– „Und weißt du auch, wie man ihn ausspricht?“...
...– „Ja, das ist der Buchstabe ʿع, er klingt ungefähr wie ‚ö‘.“...
...– „Okay, warte mal kurz…“...
...Er schrieb weiter, während Miranda die beiden interessiert beobachtete....
...– „Schau mal, was steht hier?“...
...– „Da steht Ömer.“...
...– „Richtig, das ist mein Name.“...
...Sara lächelte leicht: „Schön.“...
...Miranda flüsterte ihr plötzlich zu:...
...– „Ooooh, was war das gerade?“...
...– „Was meinst du?“...
...– „Na, gibt es da etwas zwischen euch?“...
...– „Natürlich nicht! Ich liebe immer noch Devin.“...
...– „Ach, dieser Idiot schon wieder. Ich finde, Ömer wäre besser.“...
...– „Nein, nein, Devin ist mein Baby.“...
...Eine halbe Stunde später waren die Entwürfe fertig. Die Lehrerin erklärte, wie die Schüler ihre Skizzen mit Farben auf die Taschen drucken sollten, und alle mussten sich hinstellen....
...Sara und Miranda gingen zusammen, doch Miranda musste noch etwas mit der Folie vorbereiten. So stand Sara neben Ömer, der fast fertig war. Sie wollte den Schwamm nehmen, aber unabsichtlich stieß sie gegen seine Hand, die dadurch in die Farbe geriet....
...– „Ayy, es tut mir sehr leid, das wollte ich nicht!“...
...– „Kein Problem, es ist nur Farbe. Ich wasche sie schnell ab.“...
...– „Es tut mir wirklich leid…“...
...Ömer ging, um seine Hand zu waschen. Sara wartete, bis er zurückkam....
...Er kam mit nasser Hand zurück und wischte sie an seiner Hose ab....
...– „Ist die Farbe weg?“...
...– „Ja, sieh mal.“...
...Er streckte seine Hand aus, doch Sara bemerkte, dass nicht nur seine Hand, sondern auch sein weißer Pullover Farbe abbekommen hatte....
...– „Oh nein, dein Pullover ist auch schmutzig geworden.“...
...– „Macht nichts. Hier, nimm!“...
...– „Was denn?“...
...Er reichte ihr den Schwamm, den sie am Anfang nehmen wollte....
...Sara errötete leicht: „Danke.“...
...– „Gern.“...
...----------------...
...Eine halbe Stunde später waren alle mit dem Drucken fertig, und es blieben nur noch wenige Minuten bis zum Ende der Stunde....
...Hinter Sara hörte man plötzlich eine Stimme:...
...– „Das sieht wirklich…sehr schön aus“...
...Sie drehte sich um und sah die Lehrerin hinter sich....
...– „Danke!“ sagte Sara....
...Beide lächelten sich an. In diesem Moment trat Ömer neben Sara und sagte:...
...– „Es ist wirklich schön geworden.“...
...– „Da… danke,“ antwortete sie etwas verlegen....
...Als sie in sein Gesicht schaute, bemerkte sie sein ...
...Lächeln.Sie wurde leicht rot, drehte sich schnell um und ging zu Miranda, um ihre Sachen einzupacken....
...– „Warum heiratet ihr nicht gleich?“ ...
...flüsterte Miranda ihr ins Ohr....
...– „W…was?“...
...– „Hör auf zu tun, als wäre nichts zwischen euch. Du magst ihn. Schau dir doch seine Blicke und seine höflichen Worte an. Ich verkuppel euch schon als Paar....
...Langsam öffnete Sara ihre Augen. Sie saß in der Ecke, nahe der Tür....
...Erst nach einem Moment begriff sie, dass sie immer noch in der Schule eingesperrt waren – im zweiten Stock, im Kunstraum. Sie hatte nur geträumt....
...Sie blickte sich um und sah ihn – Ömer – in der gegenüberliegenden Ecke sitzen....
...Er hatte ihr seine Jacke übergelegt, weil es im Raum so kalt war....
...Als sie zum Fenster schaute, bemerkte sie, dass es draußen bereits dunkel geworden war. Erschrocken sprang sie auf....
...– „Wie spät ist es?“...
...Ömer stand ebenfalls auf und klopfte sich den Staub von der Hose....
...– „Es ist sieben Uhr abends.“...
...– „Hast du jemanden angerufen?“...
...– „Niemand hat geantwortet.“...
...– „Hast du die Nummer von Shaqaiq?“...
...– „Nein, aber ich habe die Klassengruppe auf Snapchat.“...
...– „Schreib ihr bitte, sie soll mich anrufen. Mein Handy ist bei meiner Freundin Miranda.“...
...– „Okay, warte kurz.“...
...Nach etwa zehn Minuten antwortete Shaqaiq:...
...– „Warum? Ist etwas passiert?“...
...Ömer schrieb:...
...– „Sara und ich sind seit vier Stunden in der Schule eingeschlossen. Ruf bitte ihre Freundin an – wie hieß sie noch mal?“...
...Er sah zu Sara....
...– „Miranda.“...
...– „Ihre Freundin heißt Miranda, sie wird bestimmt rangehen.“...
...– „Ömer, machst du Witze oder willst du mich veräppeln?“...
...– „Nein, im Ernst. Ich kann dir ein Foto schicken!“...
...Er schickte ihr ein Bild von seinem Fuß neben Saras und ein weiteres vom Kunstraum....
...Nachdem das Gespräch beendet war, fragte Ömer:...
...– „Warum ist dein Handy bei ihr?“...
...– „Weil ich nicht gedacht hätte, dass jemand uns einschließt! Und schon gar nicht, dass ich mit jemandem vier Stunden in einem Raum festsitzen würde!“...
...– „Beruhig dich, sie werden das bald lösen.“...
...----------------...
...Bei Shaqaiq: Sie hatte Sara mehrmals angerufen, aber niemand antwortete. Saras Handy war im Flugmodus und auf lautlos gestellt....
...Nach mehreren Versuchen schrieb sie schließlich Ömer eine Nachricht....
...Ömer las sie und sagte zu Sara:...
...– „Niemand geht ran. Sie versucht nur anzurufen.“...
...Sara verlor völlig die Kraft und sank auf den Boden....
...– „Warum passiert das alles?“ sagte sie weinend....
...Er wollte sie trösten, wusste aber nicht, wie. Aus Respekt – da sie ein Kopftuch trug – hielt er Abstand und sagte nichts mehr....
......................
...Eine Stunde später war Sara eingeschlafen, den Kopf auf den Stuhl gelehnt....
...Ömer sah auf sein Handy. Es war 20:13 Uhr, und der Akku zeigte nur noch 46 %. Er hob das Telefon, machte aus einiger Entfernung ein Foto von Sara und schrieb seiner Mutter:...
...„Warum antwortet niemand? Ich bin seit fünf Stunden in der Schule eingeschlossen – mit einem Mädchen! Merkt denn keiner, dass ich fehle?“...
...Die Nachricht wurde zugestellt, doch niemand antwortete....
...———...
...Zur gleichen Zeit, weit entfernt im Polizeirevier, hatten Saras Eltern und ihr älterer Bruder eine Vermisstenanzeige aufgegeben....
...Seit etwa einer Stunde lief bereits die Suche nach ihr. Sie hatten bei der Schule angerufen, aber niemand antwortete. Schließlich versuchte ihr Bruder, den einzigen Lehrer zu erreichen, dessen Nummer er hatte – ihren ehemaligen Klassenlehrer....
...Er atmete tief durch und wählte die Nummer. Nach einigen Minuten wurde das Gespräch angenommen....
...– „Guten Abend, entschuldigen Sie die Störung zu dieser Zeit. Hier spricht Saras älterer Bruder von der HPS-Schule. Sie ist seit fünf Stunden verschwunden, und wir suchen nach ihr.“...
...– „Oh, guten Abend. Haben Sie schon die Polizei Bescheid gegeben?“...
...– „Ja, wir sind gerade auf der Wache, die Suche läuft seit etwa einer Stunde. Ich wollte Sie kontaktieren, vielleicht können Sie uns irgendwie helfen.“...
...– „Ich weiß ehrlich nicht, was passiert ist, aber ich schreibe sofort in die Lehrer- und Klassengruppen und melde mich, sobald ich etwas erfahre.“...
...– „Danke, ich warte auf Ihre Rückmeldung.“...
...Nach dem Gespräch schrieb der Lehrer eine Nachricht in alle Gruppen der neunten Klassen und auch in die Lehrerkreise:...
...„Liebe Schülerinnen und Schüler, es ist schon etwas spät, aber seit fünf Stunden wird eure Mitschülerin Sara al-… aus der Klasse 9B2 vermisst. Wer irgendetwas über ihren Verbleib weiß, meldet sich bitte sofort.“...
...Die Nachricht verbreitete sich schnell in allen Gruppen....
...Einige legten sofort ihre Spiele beiseite, andere ließen ihr Essen stehen, und wieder andere, die sich aus Langeweile gerade auf dem Handy befanden, lasen die Nachricht mit wachsender Unruhe....
...Nur wenig später schrieb ein Mädchen namens (Shaqaiq) aus der Klasse 9B5:...
...„Nicht nur Sara, sondern auch Ömer Arslan sind in der Schule eingeschlossen! Sara geht’s nicht gut. Sie sind im zweiten Stock, im Kunstraum abgeschlossen.“...
...Nach dieser Nachricht fingen viele Schüler an, verwirrt nachzufragen, was passiert war und wie es überhaupt dazu kommen konnte....
...Kurz nachdem die Nachricht die Gruppen erreicht hatte, rief der Lehrer den Schuldirektor an und erklärte die Situation. Der Direktor, sichtlich überrascht, kontaktierte sofort den Hausmeister und bat ihn, sich schnell zum Schulgebäude zu begeben....
...Etwa zwanzig Minuten später erreichte der Hausmeister die Schule. Es war dunkel; nur das Licht der Straßenlaternen spiegelte sich in den Fenstern. Er öffnete das Haupttor und ging hinein. Im zweiten Stock hörte man ein leises Gespräch. Er rief laut: „Hallo? Ist jemand hier?“...
...Sara wachte auf, erschrocken, und sah zu Ömer. „Hast du das gehört?“, fragte sie. „Ja… das war jemand unten“, antwortete er. Sie liefen zur Tür und riefen: „Hier oben! Im Kunstraum!“ Der Hausmeister eilte die Treppe hinauf, schloss die Tür auf und sah die beiden – müde, aber unverletzt....
...„Was macht ihr denn hier um diese Zeit?“, fragte er überrascht. Ömer antwortete ruhig: „Wir wurden versehentlich eingeschlossen. Niemand hat gemerkt, dass wir noch da waren.“ Der Hausmeister nickte, leicht kopfschüttelnd: „Kommt, ich bringe euch raus.“...
...Sie folgten ihm nach unten. Als sie das Schulgelände verließen, standen bereits zwei Polizeiwagen dort; aus einem Auto stiegen Saras Eltern. Sara rannte zu ihnen und fiel ihrer Mutter in die Arme. Ömer blieb etwas abseits stehen, den Blick gesenkt. Der Vater sah zu ihm hinüber....
...„Warst du die ganze Zeit bei ihr?“, fragte er....
...„Ja, wir waren zusammen im Kunstraum eingeschlossen“, antwortete Ömer....
...Der Vater nickte. „Verstehe. Und wo sind deine Eltern?“...
...„Ich habe versucht, sie zu kontaktieren, aber niemand geht ran.“...
...Ein Polizist notierte die Namen und erklärte, alles werde überprüft; offensichtlich handele es sich um ein Versehen. Nach einigen Minuten wurde die Lage geklärt. Saras Eltern verabschiedeten sich von Ömer, und alle wurden getrennt nach Hause gebracht....
...Im Auto saß Sara still am Fenster. Ihre Mutter fragte leise: „Geht’s dir gut?“...
...„Ja… nur müde“, antwortete sie. Sie dachte an Ömers Jacke, die noch über ihren Schultern lag....
...Ihr Vater fragte schnell: „Wo ist dein Handy? Wir haben dich die ganze Zeit angerufen.“...
...„Es ist bei Miranda, meiner Freundin. Ich musste die Lehrerin noch helfen“, antwortete Sara....
...„Und wer war dieser Junge?“...
...„Das ist Ömer. Er war auch mit mir eingeschlossen.“...
...„Hat er versucht, dir etwas anzutun?“...
...„Nein, wir haben Abstand gehalten.“...
...„Hm. Ruh dich aus. Wir reden morgen darüber.“...
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...Ömer wurde von der Polizei in ihrem Wagen nach Hause gebracht. Unterwegs erinnerte er sich daran, dass seine Jacke noch bei Sara war; vielleicht würden Saras Eltern jetzt falsch denken,. Die Polizisten befragten ihn während der Fahrt....
...„Als ich Schluss hatte, bat mich die Lehrerin, beim Tragen der Instrumente in den zweiten Stock zu helfen, in den Musikraum. Zufällig ging ich nach dem Ende in den Kunstraum, weil ich viele Geräusche gehört hatte und nachsehen wollte. Ich fand Sara, sie ordnete gerade Bücher. Ich half ihr. Als wir fertig waren und rausgehen wollten, war die Tür verschlossen“, erklärte Ömer....
...Der Polizist stellte danach keine weiteren Fragen. Ömer lehnte sich an das Fenster des Wagens und dachte über das Missverständnis nach....
...Im Kunstraum versuchte Sara, die Tür zu öffnen; sie war jedoch verschlossen. Wütend wandte sie sich an Ömer: „Was hast du gemacht? Hast du die Tür zugemacht?“...
...„Nein, ich habe sie offen vorgefunden und bin reingegangen, um zu helfen“, erklärte er....
...Sie griff an den Riegel und schob, doch die Tür ließ sich nicht öffnen. ...
...„Hör auf, zu tun, als wäre nichts. Du kommst plötzlich, und dann ist die Tür zu. Was willst du eigentlich?“, ...
...warf sie ihm vor. „Und was ist dieser Geräusch?...
...Er versuchte zu erklären, sie hörte jedoch kaum zu. Schließlich nahm er seine Schlüssel aus der Tasche. „Das sind meine Wohnungsschlüssel“, sagte er,...
... sie forderte ihn auf, die Tür aufzuschließen. Er reichte ihr die Schlüssel; sie versuchte, doch die Tür ging nicht auf. Tränen stiegen ihr in die Augen....
...„Das ist alles wegen dir. Du hast uns hierhergebracht“, sagte sie. ...
...Ömer schwieg, wollte nicht antworten, ging zum Fenster und lehnte sich dagegen. Sie stand hinter ihm, unschlüssig, was sie tun sollte. Die Fenster waren nicht zu öffnen; der Riegel fehlte....
...Nach einer Stunde hatte Sara genug vom Sitzen und fing an, mit dem Körper gegen die Tür zu drücken, in der Hoffnung, sie aufzustemmen....
... „Was machst du?“, fragte Ömer....
... „Öffne die Tür, die du zugemacht hast!“...
... „Ich habe sie nicht zugemacht. Glaubst du mir nicht?“ „Natürlich glaube ich dir nicht. Du kommst einfach hereingestürmt, dann ist die Tür zu – und ich hier mit einem Jungen…“ Sie verstummte, weil ihr bewusst wurde, wie sie klang....
...Ömer sah sie kurz an, setzte sich dann in die Ecke und spielte an seinem Handy. ...
...„Was machst du? Hilf mir, die Tür aufzubrechen“, sagte sie. ...
...„Mach es selbst“, entgegnete er. „...
...Bist du nicht der Mann hier? Tu was.“...
... „Selbst wenn ich sie aufbreche, bringt das nichts. Alle Lehrer sind schon weg.“...
... „Duuu! –“...
... „Was?“...
... „Sei still.“...
...Er schwieg und scrollte weiter durch soziale Medien....
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