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Love On The Bleachers

Prolog - Tessa

...Ein Abend, ein Spiel, ein Blick – und plötzlich war nichts mehr Routine....

...›Du weißt, was du tust‹, sagte ich mir jedes Mal, bevor ich aufs Spielfeld lief. Die Lichter, die Tribünen, der Lärm – alles hatte seinen Platz, seine Reihenfolge. Es war wie ein gut geprobter Tanz: Lächeln, Winken, Springen, Wiederholen. Es war sicher, geplant und vor allem: Es fühlte sich nicht mehr echt an....

...An diesem Abend war alles wie immer – bis er kam....

...Ich sah ihn nicht zum ersten Mal. Logan Reyes, Nummer 7, der Typ, der mehr mit seinem Baseballschläger als mit Menschen sprach. Ruhig, unnahbar, meistens mit Kopfhörern in den Ohren und einem Blick, der sagte: ›Stör mich nicht.‹ Ich hatte ihn nie wirklich beachtet. Nicht, weil er mir egal war – sondern weil ich ihn nie einordnen konnte. Und ich ordne Menschen gern ein. Das macht's einfacher....

...Aber in dem Moment, als ich vom Feld kam und meine Wasserflasche suchte, saß er da. Allein. Auf der untersten Reihe der Tribüne. Abseits von den anderen. Die Kappe tief ins Gesicht gezogen, der Blick auf das Spielfeld gerichtet. Und dann – sah er mich an....

...Nicht dieses übliche Sehen, wie wenn man jemandem aus Versehen in die Augen schaut. Nein. Er sah mich wirklich. Direkt. Still. Als ob er in etwas hineinsah, das ich so sorgfältig versteckt hatte, dass ich vergessen hatte, es überhaupt zu fühlen....

...»Alles klar bei dir?«, fragte er. Ganz normal. Ganz beiläufig. Aber seine Stimme war tief, ruhig, ehrlich....

...›Lächeln. Sag ja. Dreh dich um.‹ Stattdessen antwortete ich: »Nicht wirklich. Und wie geht es Ihnen?«...

...Ein Moment, ein ungeplantes Gespräch. Ein kleiner Riss in meinem perfekt gewebten Alltag. Und ich wusste: Ich hatte die Routine gerade verloren. Oder vielleicht – endlich losgelassen....

...ΩΩΩΩΩΩΩΩΩΩΩΩΩΩΩΩ...

...Logan - Bleachers und Blasen ...

...›Nicht denken. Einfach werfen.‹ Das war mein Mantra. Seit Jahren. Seit dem ersten Mal, als ich den Ball richtig getroffen habe und Dad zum ersten Mal gesagt hat: »Gut gespielt, Junge.«...

...Heute war ein Spieltag. Das hieß: früh da sein, konzentrieren, alle Stimmen ausblenden. Die der anderen. Und meine....

...Aber irgendwann in der zweiten Hälfte des Spiels hatte ich aufgehört, wirklich zuzuhören. Der Lärm war da – aber er rauschte nur noch. Wie ein altes Radio auf halber Frequenz....

...Ich hatte meine Sachen geschnappt und mich auf die untere Reihe der Tribüne gesetzt. Da, wo es selten jemand tat. Zu nah dran fürs Publikum. Zu weit weg fürs Team. Genau richtig für mich....

...Ich kaute auf einem Kaugummi, meine Blasen wurden kleiner, je länger ich da saß. Die Sonne war fast weg, der Himmel brannte orange. Ich starrte aufs Feld, ohne es zu sehen. Und dann war da plötzlich sie....

...Nicht das erste Mal, dass ich Tessa Carter sah. Aber das erste Mal, dass ich sie wirklich sah. Ohne das Lächeln, ohne das Team um sie herum, ohne die Show....

...Sie war allein, schwitzte, sah müde aus. Ihr roter Lippenstift war leicht verschmiert. Ihre Wasserflasche fiel fast aus der Hand, als sie sich bückte....

...Ich weiß nicht, was mich geritten hat. Ich sagte einfach: »Alles klar bei dir?«...

...Sie hätte nicken können. Weggehen. So wie alle es machen, wenn jemand wie ich fragt....

...Aber sie tat's nicht....

...»Nicht wirklich. Und bei dir?«, sagte sie....

...Ich musste kurz grinsen. ›Mutig.‹ Ich stand auf und lehnte mich leicht an das Geländer....

...»Ich bin nur hier, um meine Blasen zu zählen.«...

...»Blasen?«, fragte sie und hob eine Augenbraue....

...Ich zeigte ihr meine Handflächen. Zwei dicke, aufgeplatzte Stellen unter den Fingern....

...»Schön sind sie nicht, aber immerhin echt.«...

...Sie lächelte. Zum ersten Mal. Und das war nicht das typische Cheerleader-Lächeln. Es war langsam. Vorsichtig. Echtes Lächeln erkennt man sofort – weil man nicht weiß, was man damit anfangen soll....

...Ich setzte mich wieder hin. Sie auch....

...Wir sagten nichts. Und es war nicht unangenehm. Ich beobachtete, wie ihre Fingerspitzen über ihre Knie kreisten. Kreise, wieder Kreise. Vielleicht war sie nervös. Vielleicht einfach erschöpft. Oder beides....

...›Sag was. Irgendwas.‹ »Du warst gut heute«, sagte ich....

...Sie sah mich an. Direkt. Ohne Wegsehen....

...»Ich bin immer gut. Ich muss gut sein. Sonst bin ich nichts.«...

...Ich schwieg. Nicht, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte – sondern weil ich wusste, dass sie das meinte. Und, dass ich sie verstanden habe....

...Nicht alles. Aber diesen einen Satz....

...Wir saßen da. Minuten. Vielleicht zehn. Vielleicht nur drei. Dann stand sie auf....

...»Danke. Für... Nichts eigentlich.«...

...Ich nickte. »Gern geschehen.«...

...Sie ging. Ich sah ihr nicht hinterher. Aber ich hörte ihre Schritte, wie sie über das Metall der Tribüne klangen – laut, dann leiser, dann weg....

...›Du bist verrückt, Reyes‹, dachte ich. ›Und sie ist verdammt gefährlich.‹...

...Ich sah wieder auf meine Hände. Blasen. Offene Stellen, da wo Druck war. So fühlt es sich an, wenn man zu fest zupackt. Oder wenn etwas langsam aufbricht, das viel zu lange unter der Haut lag....

Tessa - Lächeln auf Befehl

...Ich weiß nicht, warum ich mich zu ihm gesetzt habe. Eigentlich tue ich das nie. Spontane Entscheidungen sind nicht mein Ding. Ich plane. Ich strukturiere. Ich funktioniere....

...Aber da saß ich. Neben Logan Reyes, dem stillsten Typen auf dieser ganzen Schule. Auf der Tribüne, während alle anderen ihre Masken längst wieder aufgesetzt hatten. Und plötzlich fühlte sich mein Gesicht seltsam nackt an, ohne das Dauerlächeln....

...›Nicht denken. Weiterlaufen.‹ So war das eigentlich. Nach dem Spiel. Nach dem Applaus. Nach dem perfekten Cheer....

...Doch diesmal war es anders. Und ich war anders. Für ein paar Minuten....

...Er hatte nicht viel gesagt. Und trotzdem war da... Etwas gewesen. Nicht flirty. Nicht creepy. Nur... Still. Still, aber nicht leer....

...Als ich nach Hause kam, fragte Mom nicht viel. Sie war am Handy, wie immer. Mein kleiner Bruder schrie nach Aufmerksamkeit, wie immer. Ich murmelte, etwas von ›Spiel war gut‹ und schob mich ins Bad....

...Ich schloss die Tür ab, stellte mich vor den Spiegel und betrachtete mein Gesicht....

...Mascara leicht verschmiert. Lippenstift blasser als vorher. Und die Augen – müde....

...Nicht von heute. Von immer....

...Ich zog die Mundwinkel hoch....

...»Tessa Carter«, sagte ich zu meinem Spiegelbild. »Cheer Captain. Top of the class. All smiles, no flaws.«...

...›Lächeln auf Befehl.‹ ›Lächeln, damit niemand fragt.‹ ›Lächeln, weil du sonst zerfällst.‹...

...Ich ließ das Gesicht wieder fallen. Nur ich. Ohne Make-up, ohne Haltung....

...Und dann, ohne dass ich es wollte, tauchte sein Gesicht in meinem Kopf auf....

...Diese ruhige Art. Die Stimme, tief und trocken. Diese verdammten Blasen auf seinen Händen. Wer zeigt schon freiwillig seine Schwächen?...

...Ich schüttelte den Kopf. ›Nicht romantisieren, Tessa. Du hast keine Zeit für sowas.‹...

...Ich hatte Termine. Prüfungen. Cheertraining. Erwartungen....

...»Du darfst nicht weich werden«, flüsterte ich. »Weich ist gefährlich.«...

...Ich duschte schnell, zog mir Shorts und ein altes Camp-Shirt an und warf mich auf mein Bett. Ich scrollte durch mein Handy. 92 neue Benachrichtigungen. Gruppenchat. Kommentare. Likes. Ich tippte kurz etwas, setzte zwei Emojis, stieg wieder aus....

...Ich hatte keine Lust, irgendwas zu sagen. Zu niemandem....

...Und dann war da diese Nachricht. Von einer Nummer, die ich nicht gespeichert hatte....

...»Wenn du mal keine Lust auf Applaus hast – Tribüne ist frei.«...

...Ich starrte auf den Bildschirm. Mein Herz machte einen kurzen Sprung....

...›Wie kommt er an meine Nummer?‹ Ich wusste es eigentlich. In dieser Schule kommt jeder an alles, wenn er will. Aber die Frage war eine andere: Warum schreibt er mir?...

...Ich legte das Handy weg, ohne zu antworten....

...Aber ich wusste, ich würde morgen nach ihm suchen. Nicht, um zu flirten. Nicht, um ihn zu küssen. Nicht mal, um mit ihm zu reden....

...Sondern weil ich das Gefühl hatte, dass er mich vielleicht für ein paar Minuten nicht bewertet....

...Und das allein war mehr, als ich von fast allen anderen hier bekam....

...ΩΩΩΩΩΩΩΩΩΩΩΩΩΩΩΩ...

...Logan - Die neue Routine ...

...Es war erst Montag, und ich hatte schon genug von dieser Woche....

...Ich saß auf der Tribüne, auf meinem üblichen Platz, zur gewohnten Zeit. Die Jungs waren noch beim Umziehen, und die Trainer schrien irgendwo auf dem Nebenplatz. Ich kaute Kaugummi, ohne Musik in den Ohren, nur mit meinen Gedanken....

...Normalerweise sind meine Tage einfach: Aufstehen, Joggen, Schule, Baseball, Essen, Schlafen und dann wieder von vorne. Wenig Gerede, kaum Nähe, keine Erwartungen....

...›Routine schützt dich‹, hat mein Dad immer gesagt. Er hatte nicht unrecht, aber er hatte auch keine Ahnung, wie es sich anfühlt, wenn die Routine anfängt, sich wie ein Käfig anzufühlen....

...Und dann hatte ich ihr geschrieben....

...Tessa Carter, die Cheerleaderin. Strahlend, laut, makellos – und trotzdem irgendwie... Müde. Ich wusste nicht, warum ich ihre Nummer besorgt hatte. Vielleicht wollte ich sehen, ob sie antwortet, vielleicht wollte ich wissen, ob sie zurückkommt. Oder vielleicht hatte ich einfach das Gefühl, dass sie gerade genauso wenig schlief wie ich....

...»Wenn du mal keine Lust auf Applaus hast – Tribüne ist frei.«...

...Einfach so rausgeschickt, ohne Plan, ohne Hoffnung....

...Sie hatte nicht geantwortet, kein Punkt, kein Herz, keine Reaktion. Aber ich hatte gesehen, dass sie's gelesen hatte. Und das reichte....

...Ich nahm den Baseball in meiner Hand und ließ ihn immer wieder gegen meine Fingerspitzen tippen. Dreimal, Pause, wieder dreimal. Der Rhythmus beruhigte mich, die Geräusche auch, aber meine Gedanken nicht so sehr....

...›Sie kommt nicht‹, sagte ich mir. ›Warum sollte sie auch?‹...

...Und dann hörte ich Schritte. Leicht, schnell. „Ich habe sie nicht sofort bemerkt. Erst als sie neben mir langsamer wurden, drehte ich mich um....

...»Der Applaus war heute besonders laut«, sagte sie und setzte sich hin....

...Ich drehte mich leicht zu ihr um. Sie trug einen Hoodie, nicht ihr Schulshirt. Ihre Haare waren hochgesteckt und sie trug kein Make-up....

...»Vielleicht war's auch nur der Wind.« Ich sagte es leise, fast grinsend. Sie lachte kurz, aber es klang echt....

...»Tut mir leid, dass ich gestern nichts geschrieben hab.«...

...Ich zuckte mit den Schultern. »Hätte mich nur gewundert, wenn du's getan hättest.«...

...»Wieso das?«...

...Ich sah sie direkt an....

...»Weil du nicht der Typ bist, der sich gern erwischen lässt, wenn er mal echt ist.«...

...Sie sagte nichts und sah geradeaus. Dann zog sie die Knie an ihre Brust und stützte das Kinn darauf ab....

...»Vielleicht will ich nicht, dass jemand sieht, was unter dem Lächeln ist.«...

...Ich nickte. »Vielleicht sehen's aber sowieso schon alle. Sie schauen nur nicht hin.«...

...Ein Moment lang war nur Wind da. Leicht. Kühl. Aber nicht unangenehm. Ich merkte, dass mein Fuß sich leicht bewegte. Tippen, tippen, tippen. Routine, wieder. Auch, wenn sie jetzt direkt neben mir saß....

...»Ich mag die Tribüne«, sagte sie. »Hier ist es ruhig. Niemand erwartet was von mir.«...

...»Deshalb bin ich hier.«...

...Sie sah mich wieder an. »Und? Hilft's?«...

...Ich dachte kurz nach....

...»Nicht immer. Aber es ist besser als alles andere.«...

...Sie lächelte. Nicht fröhlich. Mehr... Dankbar....

...Wir saßen noch eine Weile da. Ohne Zeitdruck. Ohne Plan. Ich fragte mich, wann aus einem Ort einfach nur ein Ort wird – und wann er plötzlich ein Treffpunkt ist....

...Vielleicht war das hier die neue Routine....

...Nicht geplant. Nicht perfekt. Aber echt....

...Und das war mehr, als ich seit langer Zeit hatte....

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