Es regnete schon den ganzen Abend in Tokikawa. Die Straßen waren nass und spiegelten die Lichter der Stadt. Shiro Takashi rannte durch die dunklen Gassen, seine Schuhe platschten auf dem Asphalt. Er hatte keine Ahnung, was gerade los war. Überall hörte man Schreie, Explosionen und ein seltsames Flackern am Himmel.
„Was passiert hier?“ dachte Shiro und schnappte nach Luft. Ein grelles Licht schoss direkt an seinem Kopf vorbei. „Verdammt!“, rief er und sprang zur Seite.
Vor wenigen Minuten war er noch ganz normal von der Schule nach Hause gelaufen, hatte seine Lieblingsmusik gehört und an nichts Besonderes gedacht. Aber jetzt? Plötzlich stand da dieser riesige Riss am Himmel. Wie ein kaputtes Fenster, aus dem dunkle Kreaturen herauskamen. Sie sahen aus wie Schatten, schwarz und gruselig, mit leuchtenden blauen Augen. Sie bewegten sich schnell und machten richtig Angst.
Shiro blieb stehen und starrte den Riss an. „Was sind das für Monster?“
Plötzlich sprang ein Mädchen direkt vor ihn auf die Straße. Sie hatte silbernes Haar und trug eine schwarze Uniform, die total anders aussah als normale Schulkleidung. Auf ihrem Rücken steckte ein riesiges Schwert, das fast so groß war wie sie selbst.
„Du hast sie gesehen“, sagte sie und sah Shiro ernst an. „Das bedeutet, du bist erwacht.“
„Erwacht? Was? Wer bist du?“, fragte Shiro, während sein Herz immer schneller schlug.
„Ich bin Yuna Aozora. Ich kämpfe gegen diese Schatten. Und du bist jetzt auch Teil von diesem Kampf.“
Bevor Shiro reagieren konnte, sprang aus dem Riss ein riesiges Monster auf die Straße. Es war doppelt so groß wie ein Mensch, hatte lange, scharfe Klauen und sah richtig böse aus.
Yuna zog ihr Schwert und schrie: „Bleib hinter mir!“
Dann rannte sie los und griff das Monster an. Sie bewegte sich so schnell, dass Shiro kaum folgen konnte. Mit einem lauten Schrei zerschnitt ihr Schwert das Monster, und es zerfiel zu Staub.
Shiro konnte kaum glauben, was er gerade gesehen hatte. „Wie hast du das gemacht?“
Yuna sah ihn an. „Das ist Seelenenergie. Jeder hat sie, aber nur wenige können sie kontrollieren. Du hast sie auch – stärker als jeder andere.“
Shiro fühlte plötzlich ein warmes Kribbeln in seiner Brust. „Ich hab... so was gefühlt, aber ich wusste nicht, was es ist.“
„Gut“, sagte Yuna. „Du musst lernen, diese Kraft zu benutzen, sonst wirst du nicht überleben.“
Sie zogen weiter durch die Stadt, die jetzt wie ein brennendes Chaos aussah. Überall standen Autos in Flammen, zerbrochene Fenster und Schreie von Menschen. Polizei oder Rettung war nirgendwo zu sehen.
Plötzlich sahen sie einen weiteren Schatten auf der anderen Straßenseite. Dieses Monster sah noch gefährlicher aus. Es schickte eine schwarze Kugel aus Energie auf sie zu.
„Pass auf!“, rief Yuna und warf sich vor Shiro. Die Kugel traf sie am Arm, aber ihr Schwert hielt dagegen und zerbrach die Kugel.
„Das wird heute kein einfacher Kampf“, sagte Yuna und biss die Zähne zusammen.
Shiro spürte das Kribbeln in seiner Brust stärker werden. „Kann ich es auch versuchen?“
Yuna nickte. „Versuch es!“
Ein Schatten kam auf ihn zu, die Augen leuchteten rot. Shiro konzentrierte sich so gut er konnte und hob seine Hand. Ein helles Licht schoss heraus und traf das Monster. Es schrie, taumelte und zerfiel dann zu Staub.
Shiro fiel auf die Knie, erschöpft, aber auch ein bisschen stolz. „Ich hab’s geschafft?“
Yuna lächelte zum ersten Mal. „Ja, du hast Talent.“
Doch plötzlich kam eine tiefe Stimme aus dem Riss im Himmel.
„Ihr Narren! Ihr könnt den Seelensturm nicht stoppen!“
Eine riesige Gestalt trat heraus. Sie war in schwarze Rüstung gekleidet und hatte große Hörner auf dem Kopf.
„Ich bin Kurotsume, Herr der Schatten. Eure Welt wird fallen und eure Seelen gehören mir!“
Shiro bekam Angst, doch Yuna stellte sich mutig vor ihn.
„Nicht heute!“
Sie zog ihr Schwert und lief auf Kurotsume zu.
Yuna rannte direkt auf Kurotsume zu, ihr Schwert leuchtete hell und zischte durch die Luft. Kurotsume blockte ihren Angriff mit einer dicken schwarzen Axt. Die beiden stießen mit voller Kraft aufeinander, ein lauter Knall hallte durch die Straße.
Shiro stand da und konnte kaum glauben, wie krass das hier gerade war. Er wollte eigentlich nur nach Hause, und jetzt musste er gegen solche Monster kämpfen!
„Kurotsume ist stark“, flüsterte Yuna, während sie sich zurückzog. „Wir brauchen mehr Zeit.“
Shiro blickte zum Himmel. Der Riss wurde immer größer, und mehr Schatten kamen heraus. Er spürte das warme Kribbeln in seiner Brust wieder, aber jetzt war da auch eine komische Mischung aus Angst und Entschlossenheit.
„Was soll ich tun?“ fragte er, seine Stimme zitterte.
Yuna sah ihn ernst an. „Du musst dich konzentrieren. Deine Seelenenergie ist anders als die von anderen. Du kannst sie formen, kontrollieren. Versuche, deine Kraft zu fühlen, und wenn du bereit bist, greif an.“
Plötzlich tauchte ein Schatten direkt vor Shiro auf. Es war ein kleineres, aber flinkes Wesen mit langen Krallen.
Shiro hob seine Hand, das warme Gefühl in seiner Brust wuchs. Er erinnerte sich an das Licht, das er vorher geschickt hatte, und konzentrierte sich.
Ein Strahl aus Energie schoss aus seiner Hand und traf das Wesen. Es schrie, aber Shiro hatte es getroffen!
Sein Herz raste, aber er wusste, dass er nicht aufgeben durfte.
„Du machst das gut!“, rief Yuna ihm zu.
Kurotsume lachte höhnisch. „Ihr kleinen Menschen glaubt, ihr könnt mich besiegen? Lächerlich!“
Mit einem gewaltigen Schlag schleuderte er Yuna gegen eine Wand. Sie fiel zu Boden, aber stand sofort wieder auf.
Shiro wollte ihr helfen, doch plötzlich spürte er einen stechenden Schmerz im Arm. Ein Schatten hatte ihn getroffen.
Er taumelte, aber dann erinnerte er sich an Yunas Worte: „Konzentriere dich!“
Er ballte die Fäuste und spürte, wie seine Kraft stärker wurde. Ein leuchtendes Schwert formte sich in seiner Hand. Es war das Schwert aus seinen Träumen!
„Was… das…?“, flüsterte Shiro.
„Das ist deine Klinge“, sagte Yuna, die jetzt neben ihm stand. „Sie ist Teil deiner Seele. Nur wahre Wächter können sie führen.“
Shiro hob die Klinge, die hell aufleuchtete und eine Aura aus Energie ausstrahlte.
Kurotsume sah erschrocken aus. „Das ist unmöglich!“
„Doch“, sagte Shiro und rannte los.
Er schwang sein Schwert mit aller Kraft und traf Kurotsume am Bein. Der Schatten brüllte vor Schmerz und stolperte.
Yuna nutzte die Chance und griff erneut an. Zusammen kämpften sie gegen den dunklen Herrscher.
Die Stadt bebte, der Himmel flackerte, und Shiro fühlte, wie seine Kräfte wuchsen.
„Wir schaffen das!“, schrie Yuna.
Shiro nickte. „Ja, wir schaffen das!“
Das war erst der Anfang eines langen Kampfes. Aber heute hatten sie ihre erste Schlacht gewonnen.
Der nächste Morgen begann nicht gerade so, wie Shiro es sich vorgestellt hatte. Statt eines ruhigen, sonnigen Tages war der Himmel über Tokikawa immer noch düster und verfärbt, als wäre ein riesiger Schatten über die Stadt gefallen. Der Riss, den Shiro und Yuna letzte Nacht am Himmel gesehen hatten, war kleiner geworden, aber immer noch da – ein dunkles, zitterndes Loch, das gefährlich aussah, als würde es jeden Moment wieder aufreißen.
Shiro lag auf dem Dach eines verlassenen Hauses, sein Rücken auf dem kalten Beton. Er starrte in den Himmel und spürte, wie sein Herz unregelmäßig schlug. Der Schmerz in seinem linken Arm von gestern war noch da, aber es war vor allem das Kribbeln in seiner Brust, das ihn beschäftigte. Dieses warme, eigenartige Gefühl, das er nicht ganz verstehen konnte.
Neben ihm lag die leuchtende Seelenklinge. Sie schimmerte bläulich und pulste leicht, als hätte sie einen eigenen Herzschlag.
„Was bin ich eigentlich?“, murmelte Shiro vor sich hin, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten. „Warum ich? Warum gerade jetzt?“
Er schluckte und wischte sich eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. Das Gewicht all dieser Fragen fühlte sich schwerer an als sein Schulranzen. Vor gerade mal zwei Tagen war alles noch normal gewesen, und jetzt war er in eine Welt geraten, die er nicht verstand, voller Monster, Magie und einem Kampf ums Überleben.
Plötzlich hörte er schnelle Schritte auf dem Dach hinter sich. Er drehte sich um und sah Yuna. Ihr silbernes Haar wehte leicht im Wind, und ihre Augen waren noch wacher als gestern.
„Du schläfst wirklich schlecht, oder?“, fragte sie mit einem kleinen Lächeln.
Shiro setzte sich auf und gähnte. „Kannst du mir das verdenken? Ich hab letzte Nacht kaum ein Auge zugetan.“
Yuna setzte sich neben ihn. „Das wird sich nicht so schnell ändern.“
„Warum nicht?“, fragte Shiro und schaute sie neugierig an.
„Weil du jetzt erwacht bist. Deine Seele ist verbunden mit der Seelenklinge, und das ändert alles. Du hast jetzt Verantwortung – eine große Verantwortung.“
Shiro runzelte die Stirn. „Verantwortung? Ich bin doch kein Held. Ich bin nur ein normaler Typ.“
Yuna lachte leise. „Das waren wir alle mal. Aber es gibt keine Zeit, normal zu sein. Die Schatten werden nicht aufhören, und Kurotsume will die Welt zerstören.“
Shiro seufzte. „Also, was jetzt?“
„Jetzt“, sagte Yuna, „müssen wir deine Kraft trainieren. Du kannst nicht einfach ins Blaue kämpfen und hoffen, dass es klappt.“
Shiro sah zum Himmel, wo der dunkle Riss immer noch drohend schwebte. „Und wie soll ich das machen? Ich hab keine Ahnung, wie ich das kontrollieren soll.“
Yuna stand auf und blickte entschlossen in die Ferne. „Es gibt einen Ort, der uns helfen kann. Das Seelenheiligtum. Es ist der einzige Ort, an dem du lernen kannst, deine Seelenenergie zu beherrschen.“
Shiro rieb sich den Nacken. „Und wo ist dieses Heiligtum?“
„Nicht weit von hier, aber der Weg dorthin ist gefährlich. Außerdem gibt es neue Feinde, die noch schlimmer sind als die Schatten.“
„Neue Feinde?“, fragte Shiro, jetzt etwas nervös.
„Ja“, sagte Yuna und wurde ernster. „Sie sind schneller, stärker und gefährlicher. Wir müssen vorsichtig sein.“
Shiro stand auf und fühlte die Klinge in seiner Hand. Sie fühlte sich schwer an, aber auch irgendwie... richtig.
„Dann lass uns keine Zeit verlieren“, sagte er und folgte Yuna.
Sie liefen durch die zerstörten Straßen von Tokikawa. Überall lagen Trümmer, und der Geruch von Rauch hing in der Luft. Die meisten Häuser waren beschädigt, Fenster zerbrochen, Autos standen verlassen am Straßenrand. Menschen, die noch unterwegs waren, rannten panisch in alle Richtungen oder versteckten sich.
Shiro bemerkte, wie seine Hände leicht zitterten. „Ich hätte nie gedacht, dass so etwas hier passieren kann“, sagte er.
Yuna blickte ihn an. „Das passiert immer dann, wenn man es am wenigsten erwartet. Aber du hast jetzt eine Aufgabe.“
„Was, wenn ich scheitere?“, fragte Shiro leise.
„Dann sterben wir alle“, antwortete Yuna ehrlich. „Aber ich glaube nicht, dass du scheitern wirst.“
Sie gingen weiter, bis sie an eine dunkle, enge Gasse kamen. Yuna blieb plötzlich stehen und hob die Hand.
„Halt! Hörst du das?“
Shiro spitzte die Ohren. Ein tiefes Knurren war zu hören, und es kam aus dem Schatten der Gasse.
„Was zur...?“ Shiro trat näher und spähte hinein.
Ein Monster trat aus dem Schatten hervor. Es sah noch gefährlicher aus als die Schatten vom Himmel. Es hatte rote, glühende Augen, spitze Hörner und seine Haut war mit scharfen, schwarzen Schuppen bedeckt. Seine Klauen schienen wie aus Stahl, und ein böser Ausdruck lag auf seinem Gesicht.
„Das ist ein Seelenfresser“, erklärte Yuna, ihre Stimme hart. „Sie sind noch gefährlicher als die Schatten. Sie jagen Menschen mit starker Seelenenergie.“
Shiro spürte, wie sein Herz schneller schlug. „Was machen wir?“
Yuna zog ihr Schwert. „Bereit?“
„Bereit“, sagte Shiro, obwohl er sich nicht so fühlte.
Das Monster stürmte los. Shiro wich zurück, sein Puls raste. Er konzentrierte sich so gut er konnte und spürte das Kribbeln in seiner Brust. Plötzlich begann die Seelenklinge in seiner Hand stärker zu leuchten.
Er hob die Klinge und schlug zu. Ein grelles Licht explodierte, und das Monster schrie auf. Doch es war nicht besiegt. Es griff erneut an, noch wütender.
Yuna schloss sich dem Kampf an. Ihre Schwertklinge blitzte, und mit schnellen Bewegungen attackierten sie das Monster zusammen.
Nach einem langen Kampf fiel der Seelenfresser zu Boden und zerfiel zu Staub.
Shiro atmete tief durch. „Puh... das war knapp.“
Yuna nickte. „Das war erst der Anfang.“
Sie machten sich wieder auf den Weg, die Stadt hinter sich lassend. Während sie gingen, erzählte Yuna mehr über das Seelenheiligtum.
„Im Heiligtum wirst du unterrichtet, deine Seelenenergie zu kontrollieren, deine Klinge zu verbessern und neue Fähigkeiten zu erlernen. Aber du wirst auch auf Prüfungen stoßen.“
„Prüfungen?“, fragte Shiro.
„Ja, nicht jeder, der erwacht ist, schafft sie. Viele scheitern und verschwinden.“
Shiro schluckte. „Ich will nicht verschwinden.“
„Du wirst es nicht“, sagte Yuna fest. „Ich werde bei dir sein.“
Die Reise zum Seelenheiligtum war lang und voller Gefahren. Immer wieder trafen sie auf kleinere Monster und mussten kämpfen. Jedes Mal wurde Shiro stärker, seine Kontrolle über die Seelenklinge besser.
Eines Nachts, als sie an einem Lagerfeuer saßen, fragte Shiro: „Yuna, woher kennst du so viel über die Schatten?“
Yuna blickte in die Flammen. „Ich bin auch eine Wächterin. Ich kämpfe schon seit Jahren gegen die Schatten. Aber Kurotsume... er ist anders. Er ist mächtiger als alles, was ich bisher gesehen habe.“
Shiro fühlte eine Mischung aus Angst und Entschlossenheit. „Dann müssen wir ihn aufhalten. Zusammen.“
Yuna nickte. „Genau. Zusammen.“
Am nächsten Morgen, kurz bevor sie das Heiligtum erreichen sollten, wurden sie plötzlich von einer Gruppe neuer Feinde überrascht. Dunkle Gestalten, schneller und tödlicher als alles, was Shiro bisher gesehen hatte.
„Bereit für den nächsten Kampf?“, grinste Yuna.
Shiro nickte und hob seine Klinge. Das Abenteuer war gerade erst richtig losgegangen.
Der kalte Morgenwind schnitt durch Shiros dünne Jacke, während er neben Yuna vor dem riesigen Tor stand. Das Seelenheiligtum, von dem Yuna gesprochen hatte, sah noch viel beeindruckender aus, als er es sich vorgestellt hatte. Das Tor bestand aus schwarzem Stein, übersät mit geheimnisvollen Symbolen, die im schwachen Licht blau schimmerten und sich leicht bewegten, als wären sie lebendig. Es wirkte, als gehöre das ganze Heiligtum nicht auf diese Welt.
Shiro schluckte und rieb sich die Arme. „Sieht echt unheimlich aus...“
Yuna grinste ihn an, ihre silbernen Haare wehten im Wind. „Das wirst du noch öfter hören.“
Gemeinsam schoben sie das Tor auf, das sich mit einem tiefen Grollen öffnete. Dahinter lag ein riesiger Hof, von hohen Säulen umgeben, die scheinbar in den Himmel ragten. Überall tanzten kleine blaue Lichter wie Glühwürmchen, und die Luft war erfüllt von einer magischen Energie, die Shiro sofort spürte.
„Hier wirst du trainieren“, erklärte Yuna und zeigte auf ein großes Gebäude am Ende des Hofes. „Da wartet dein Lehrer auf dich.“
Shiro schluckte. „Okay... Ich bin bereit, glaub ich.“
Sie gingen den Weg entlang und betraten das Gebäude. Innen war es dunkel, nur ein schwaches grünes Licht erhellte den Raum. In der Mitte saß eine schlanke Gestalt in einem langen Umhang, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Plötzlich hob die Person den Kopf, und zwei leuchtende Smaragdaugen fixierten Shiro.
„Willkommen, Shiro Takashi“, sagte eine tiefe Stimme. „Ich bin Meister Reiji, dein Lehrer.“
Shiro fühlte, wie sein Herz schneller schlug. „Ich... ich freue mich, Sie kennenzulernen.“
Meister Reiji lächelte kaum merklich. „Wir haben keine Zeit für Höflichkeiten. Deine Ausbildung beginnt jetzt.“
Die ersten Tage im Seelenheiligtum waren härter, als Shiro erwartet hatte. Meister Reiji war streng und fordernd. Sein Unterricht konzentrierte sich darauf, Shiros Seelenenergie zu kontrollieren – sie nicht wild durch seinen Körper jagen zu lassen, sondern sie zu formen und zu lenken wie Wasser, das durch einen Fluss fließt.
„Konzentriere dich!“, rief Meister Reiji oft, wenn Shiro wieder stolperte. „Deine Seele ist keine Waffe, die man einfach schwingt! Sie ist dein Teil, dein Licht und deine Kraft.“
Shiro seufzte und versuchte es erneut. Immer wieder ließ er die Seelenklinge aufleuchten, aber meist ging die Energie daneben oder schlug zurück und traf ihn selbst. „Warum klappt das nicht?“, fragte er sich frustriert.
Yuna war oft bei ihm und unterstützte ihn. „Mach dir nicht so viele Sorgen“, sagte sie. „Es ist normal, am Anfang zu scheitern. Ich hab auch Jahre gebraucht, um meine Kraft zu kontrollieren.“
Langsam begann Shiro, kleine Fortschritte zu machen. Er konnte die Seelenenergie formen, kleine Lichtkugeln erschaffen, die in seiner Hand schwebten. Seine Klinge wurde leichter, und seine Bewegungen flüssiger.
Manchmal saßen sie zusammen nach dem Training auf der großen Terrasse und redeten über alles Mögliche – Schule, ihre Lieblingsanime, ihre Ängste und Träume. Shiro merkte, dass er Yuna mehr mochte, als er zugeben wollte. Ihr Lächeln beruhigte ihn, und ihre Nähe machte sein Herz nervös.
Doch die Ruhe hielt nicht lange an. Eines Abends, als sie gerade am Lagerfeuer saßen, kam ein Wächter ins Heiligtum gerannt, ganz außer Atem.
„Shiro, Yuna!“, rief er. „In den Wäldern in der Nähe verschwinden Leute. Schatten greifen sie an!“
Yuna sprang auf. „Wir müssen sofort hin!“
Shiro schnappte nach Luft. „Schon wieder?“
„Ja, das ist kein Zufall“, sagte Yuna ernst. „Diese Schatten sind anders. Sie sind organisiert, und jemand steuert sie.“
Meister Reiji stand hinter ihnen und nickte. „Das ist deine erste Prüfung, Shiro. Zeig, dass du das Gelernte einsetzen kannst.“
Die Wälder lagen nur wenige Kilometer entfernt, aber als sie ankamen, fühlte sich die Luft schwer und bedrohlich an. Der Mond schien nur schwach durch das dichte Blätterdach, und jeder Schritt knirschte laut in der Stille.
„Bleib nah bei mir“, flüsterte Yuna.
Plötzlich knackte ein Ast, und aus dem Schatten sprang ein Schattenwesen. Es war kleiner als die Monster vom Riss am Himmel, aber unglaublich schnell und aggressiv. Seine Augen glühten rot, und seine Bewegungen waren lautlos.
Shiro griff die Seelenklinge und schlug zu, doch das Wesen wich blitzschnell aus. „Verdammt, es ist zu schnell!“
Yuna griff mit einem Energiestrahl an, der das Wesen am Bein traf. Es schrie und taumelte, verschwand aber dann in der Dunkelheit.
„Sie können sich fast unsichtbar machen“, erklärte Yuna. „Wir müssen vorsichtig sein.“
Sie verfolgten die Spuren tiefer in den Wald, wo sie eine kleine Lichtung fanden. Dort tanzten mehrere Schattenwesen um ein leuchtendes Objekt.
„Ein Seelenkern“, flüsterte Yuna. „Das ist die Quelle ihrer Kraft.“
Shiro spürte, wie sein Herz raste. „Wenn die das behalten, sind sie fast unbesiegbar.“
Plötzlich ertönte ein lautes Knurren, und ein riesiges Schattenmonster sprang aus dem Gebüsch. Es war größer und gruseliger als alles, was Shiro je gesehen hatte.
„Bereit?“, fragte Yuna.
„Ja!“, rief Shiro und hob die Klinge.
Der Kampf begann heftig. Das Monster griff mit seinen Klauen an, und Shiro musste ausweichen, um nicht zerkratzt zu werden. Seine Klinge schnitt durch die Luft, aber das Monster schien kaum verletzt.
Yuna griff von der Seite an, und ihre Klinge blitzte hell auf. Gemeinsam gelang es ihnen, das Monster zurückzudrängen.
Shiro fühlte, wie seine Kraft wuchs. Er konzentrierte sich, und die Klinge leuchtete hell auf. Mit einem mächtigen Schlag traf er das Monster am Kopf. Es schrie laut auf und zerfiel zu Staub.
Sie sahen sich erschöpft an. Yuna lächelte. „Du hast dich echt verbessert.“
Shiro grinste zurück, obwohl er kaum atmen konnte. „Das war knapp.“
Plötzlich hörten sie Schritte. Aus dem Schatten trat eine Gestalt in einer dunklen Robe, das Gesicht verborgen, aber die Augen glühten rot.
„Ihr seid mutig, Wächter“, sagte die Gestalt kalt. „Aber ihr wisst nicht, gegen wen ihr kämpft.“
Shiro stellte sich schützend vor Yuna. „Wer bist du?“
Die Gestalt lachte leise. „Mein Name ist Akuma. Und ich werde euch zeigen, was wahre Dunkelheit ist.“
Shiro spürte, wie sich eine Welle von Angst und Wut in ihm aufbaute. „Wir werden dich nicht gewinnen lassen.“
Akuma grinste böse. „Das werden wir ja sehen.“
Der Kampf war härter als alles, was Shiro bisher erlebt hatte. Akuma war schnell, seine Schattenkräfte stark und tödlich. Shiro musste all seine Kräfte bündeln, um nicht überwältigt zu werden.
Yuna kämpfte an seiner Seite, und ihre Schwertklingen funkelten im Mondlicht. Gemeinsam gelang es ihnen, Akuma zu verwirren, aber er verschwand plötzlich in einem Nebel aus Schatten.
„Er ist entkommen“, keuchte Yuna.
Shiro ließ die Klinge sinken, erschöpft aber entschlossen. „Das ist noch nicht vorbei.“
In den folgenden Tagen trainierten Shiro und Yuna härter als je zuvor. Shiro merkte, dass er nicht nur stärker, sondern auch mutiger wurde. Außerdem spürte er immer mehr, wie ihm Yuna wichtig wurde. Wenn sie lachte, wurde sein Herz warm. Wenn sie ihn ansah, konnte er kaum sprechen.
Eines Abends saßen sie zusammen auf der Terrasse und schauten in den Sternenhimmel.
„Denkst du, wir schaffen das?“, fragte Shiro.
Yuna legte ihre Hand leicht auf seine Schulter. „Wir schaffen das. Zusammen.“
Shiro sah ihr in die Augen und wusste, dass egal wie schwer der Weg werden würde – mit Yuna an seiner Seite war er bereit.
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