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Verliebt Im Schatten Der Guillotine

Der Duft des Aufstands

Paris, Juli 1789. Die Luft war stickig, erfüllt von der Feuchtigkeit des Sommers und dem Gestank der überfüllten Straßen. Doch für Lucien Dubois, Buchhändler, Gelegenheitsdichter und Meister der wortgewandten Ausreden, war dies ein gewöhnlicher Tag – abgesehen von der kleinen Menschenmenge, die sich vor seiner Buchhandlung sammelte „Lucien! Sag uns, was du darüber denkst!" rief ein Stammkunde, ein alter Schneider mit mehr Zahnlücken als Zähnen. „Wenn du mich fragst, lieber Antoine, riecht die Revolution wie fauler Käse," antwortete Lucien mit einem schelmischen Grinsen, während er ein altes Buch abstaubte. „Stinkt, ist gefährlich, aber alle wollen trotzdem ein Stück davon." Das Lachen der Menge wurde durch den Lärm einer vorbeiziehenden Kutsche unterbrochen. Lucien sah auf und bemerkte die Wappen an den Türen – das Zeichen des Comte d'Artois. Adlige. Unruhig schloss er die Fensterläden und murmelte: „Lasst sie nur weiterfahren. Vielleicht überleben wir alle den Tag." Doch die Kutsche hielt an, und eine elegante junge Frau stieg aus. Sie hatte ein Gesicht, das gleichzeitig Unschuld und Geheimnis ausstrahlte, und trug ein Buch unter dem Arm. Ihr Blick fiel direkt auf Lucien„ Das wird interessant," murmelte er und legte das Buch zur Seite.

Mademoiselle Céleste und das gestohlene Manuskript

Lucien war kein Freund von Adligen. Seine Abneigung entsprang nicht nur den politischen Spannungen, sondern einer gewissen Lebensphilosophie: Adlige hatten eine unangenehme Angewohnheit, Ärger zu bringen – und dabei nie selbst dafür zu bezahlen. Doch als die junge Frau in sein Geschäft trat, erinnerte sie ihn mehr an eine verbotene Novelle als an eine typische Aristokratin. „Bonjour," sagte sie und sah sich um, als suche sie etwas Bestimmtes – oder als wolle sie sicherstellen, dass niemand sie beobachtete. „Bonjour, Mademoiselle," erwiderte Lucien höflich, während er ihren Blick mit der Selbstverständlichkeit eines Mannes erwiderte, der wusste, dass er gut aussah. „Wie kann ich helfen? Suchen Sie Bücher über stickige Kutschen oder die Kunst des dramatischen Auftritts?" Die junge Frau sah ihn an, ihre Augen funkelten vor Schärfe und einem Hauch Amüsement. „Ich suche keine Bücher. Ich suche jemanden, der diskret ist." „Ah," sagte Lucien und lehnte sich an ein Regal, „dann bin ich der Falsche. 

Diskretion und ich haben ein schwieriges Verhältnis." Céleste ignorierte seine Bemerkung und zog ein Manuskript unter ihrem Umhang hervor. Es war zerknittert, mit einer Eile geschrieben, die fast nach Panik roch. „Das muss hier versteckt werden," flüsterte sie und blickte nervös über ihre Schulter. „Mademoiselle, das ist ein Buchladen, kein Versteck für geheime Botschaften," sagte Lucien trocken. „Dann ist es gut, dass dies kein gewöhnlicher Buchladen ist," entgegnete sie mit einem kühnen Lächeln und legte das Manuskript auf den Tisch. Bevor Lucien antworten konnte, öffnete sich die Tür, und zwei königliche Soldaten traten ein. Ihre Uniformen glänzten in der Sonne, aber ihre Mienen verrieten, dass sie weder Geduld noch Humor besaßen. „Haben Sie hier eine junge Frau gesehen?" fragte der größere der beiden mit einer Stimme, die klang, als hätte er Steine zum Frühstück gegessen. Lucien betrachtete sie kurz, bevor er ein unschuldiges Lächeln aufsetzte. „Viele junge Frauen kommen in meinen Laden, aber leider gehen die meisten auch wieder. Es ist ein Fluch meines Berufs." Der Soldat warf ihm einen misstrauischen Blick zu und trat näher. Céleste hatte sich hinter ein Regal gedrückt und hielt den Atem an. Lucien bemerkte, dass sie ihre Handschuhe nervös knetete, und wusste, dass sie jeden Moment entdeckt werden könnte. „Und was ist das?" fragte der zweite Soldat, der das Manuskript auf dem Tisch bemerkte. „Ah, das ist meine neueste Arbeit," sagte Lucien schnell und griff danach, bevor der Soldat es aufschlagen konnte. „Ein poetischer Essay über die Dummheit von Menschen, die Fragen stellen, die sie nichts angehen." Der größere Soldat knurrte. „Pass auf, was du sagst, Buchhändler. 

Wir haben Anweisungen, jede verdächtige Aktivität zu melden." „Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg," sagte Lucien und lächelte breit. „In Paris werden Sie beschäftigt sein." Die Soldaten warfen ihm einen letzten Blick zu, bevor sie gingen. Sobald die Tür hinter ihnen zugefallen war, trat Céleste aus ihrem Versteck. „Das war gefährlich," sagte sie, ihre Stimme leise, aber fest. „Ja," erwiderte Lucien, „aber nicht halb so gefährlich wie Ihre Idee, Ihr Leben und mein Geschäft aufs Spiel zu setzen." Céleste trat näher, ihre Augen glühten vor Entschlossenheit. „Sie verstehen nicht. Dieses Manuskript enthält Informationen, die das Volk befreien könnten. Wenn es entdeckt wird, wäre das nicht nur mein Tod – sondern auch das Ende der Hoffnung für viele andere." Lucien betrachtete sie einen Moment lang schweigend. Dann nahm er das Manuskript und legte es in ein hohes Regal hinter einer Reihe alter, verstaubter Bücher. „Also gut," sagte er. „Aber wenn jemand fragt, gehört es einem Freund von mir, der es liebt, seine Gedichte zu verstecken." Céleste atmete erleichtert aus. „Danke." „Nicht zu danken," sagte Lucien. „Ich bin sicher, die Garde wird mir danken, wenn sie mich zum Schafott schleppen." Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Ich habe das Gefühl, Sie sind besser im Überleben, als Sie zugeben." „Und ich habe das Gefühl, Sie sind besser im Lügen, als Sie scheinen," erwiderte er. Céleste wandte sich zum Gehen, hielt aber an der Tür inne. „Ich werde wiederkommen," sagte sie. „Ich habe es befürchtet," murmelte Lucien, doch sie war bereits verschwunden.

Die verschwundene Perücke

Während Céleste sich auf den Weg zurück in die Residenz ihrer Familie machte, hatte Lucien nicht damit gerechnet, sie so bald wiederzusehen. Doch am nächsten Tag hielt erneut eine Kutsche vor seinem Laden – diesmal ohne sie, aber mit einem ganz anderen Problem: ihrem Vater, Comte Armand. Der Comte war ein Mann, dessen Kleidung mehr wog als die meisten Menschen, die Lucien kannte, und dessen Gesichtsausdruck an einen beleidigten Pfau erinnerte. Noch bevor Lucien ihn begrüßen konnte, donnerte seine Stimme durch den Laden. „Du da, Buchhändler! Ich suche meine Tochter!" Lucien blickte auf und musterte den Comte, der eine prächtige Perücke trug, die so groß war, dass sie fast die Tür streifte. „Tut mir leid, Monsieur, aber ich bin nicht für vermisste Adlige zuständig." Der Comte schnaubte. „Sie wurde zuletzt in dieser Gegend gesehen. Haben Sie sie gesehen?" Lucien sah ihm direkt in die Augen. „Nun, das kommt darauf an. Trägt sie auch so eine... beeindruckende Perücke?"

Lucien starrte den Comte an, dessen Gesichtsausdruck von Hochmut in eine Mischung aus Verwirrung und leichter Beleidigung umschlug. „Natürlich trägt meine Tochter keine Perücke!" donnerte der Comte. „Was für ein absurder Vorschlag!" Lucien zuckte mit den Schultern. „Nun, Monsieur, bei dem Schmuckstück auf Ihrem Kopf dachte ich, vielleicht sei es ein.

Familienmerkmal." Der Comte schnappte hörbar nach Luft, als hätte Lucien ihm ins Gesicht gespuckt. „Wie wagen Sie es?!" „Ich wage vieles," antwortete Lucien mit einem unschuldigen Lächeln, während er sich auf den Tisch lehnte. „Was ich nicht wage, ist, meine Kunden zu belügen. Also, nein, ich habe Ihre Tochter nicht gesehen." Der Comte funkelte ihn an, doch bevor er eine weitere Beleidung aussprechen konnte, flog die Tür seines Ladens auf, und Céleste stolperte herein – mit hochrotem Gesicht, einem Korb voller Brote und der panischen Energie einer Frau, die gerade versucht hatte, einer unerwünschten Verlobung zu entkommen. „Ah, da ist sie ja," sagte Lucien lässig und nickte ihr zu. „Monsieur, darf ich Ihnen Ihr Brot zurückgeben?"

Céleste blieb abrupt stehen, als sie ihren Vater erblickte, der nun aussah, als hätte jemand seinen gesamten Stolz in den Fluss geworfen. „Céleste!" rief der Comte, seine Perücke schwankte gefährlich. „Was machst du hier? Und warum... trägst du ein Brot wie ein Verbrecher?" Céleste, die ihre Haltung sofort wiederfand, hob das Brot mit einer Würde, die nur sie aufbringen konnte. „Ich bringe Brot zum Buchhändler, Papa. Seine Regale sind fast so leer wie Ihre Argumente für eine Monarchie." Lucien, der fast einen Lachanfall bekam, tat sein Bestes, es zu unterdrücken, indem er sich umdrehte und einen imaginären Staubfleck auf dem Regal entfernte. „Das reicht!" donnerte der Comte. „Du wirst mit mir zurückkommen, sofort! Wir haben über diese Rebellion gesprochen – sie ist keine Angelegenheit für Frauen!" Céleste trat einen Schritt zurück, das Brot immer noch wie ein Schild vor sich haltend. „Ich werde nicht gehen! Ich habe Verpflichtungen, Papa. Wichtige Verpflichtungen!" „Verpflichtungen?" Der Comte schnaubte. „Zu diesem Halunken?"

Lucien wandte sich endlich um und hob die Hände. „Monsieur, ich bin sicher, Ihre Tochter hat mehr Verpflichtungen als nur zu einem Buchhändler zu fliehen. Aber wenn ich mich in Ihre Familienangelegenheiten einmischen darf – sie macht sich hervorragend als Botenmädchen." Céleste warf Lucien einen tödlichen Blick zu. „Hervorragend? Das ist alles, was dir einfällt?" „Besser als ‚brotbewaffnete Rebellin'," entgegnete Lucien trocken. Der Comte warf die Hände in die Luft. „Ich habe genug von diesem Unsinn! Céleste, du wirst dich heute Abend mit Monsieur Bouchard treffen – deinem zukünftigen Ehemann." Célestes Gesicht wurde blass. „Was? Nein, ich werde mich nicht mit diesem aufgeblasenen Idioten verloben!" Lucien hob eine Augenbraue. „Monsieur Bouchard? Der mit dem Schnurrbart, der aussieht wie ein schlafender Dachs? Herzlichen Glückwunsch, Mademoiselle." „Lucien, hilf mir!" zischte Céleste. „Ich? Oh nein, das ist eindeutig eine Familiensache," antwortete er und verschränkte die Arme.

Doch in diesem Moment traf ihn der Blick des Comte, der sich wie ein Messer durch seine entspannte Haltung bohrte. „Und wenn ich herausfinde, dass dieser Buchhändler in deine Angelegenheiten verwickelt ist, Céleste, dann werde ich persönlich dafür sorgen, dass sein Laden niedergebrannt wird!" Lucien lächelte gezwungen. „Haben Sie zufällig Feuerholz dabei, Monsieur? Ich schätze, meine Regale könnten ein wenig Wärme vertragen." Der Comte funkelte ihn an, wandte sich dann aber an seine Tochter. „Du hast bis heute Abend Zeit, dich wie eine vernünftige Dame zu benehmen. Andernfalls... werde ich handeln." Mit diesen Worten drehte er sich um und stürmte hinaus, seine Perücke nur knapp vor dem Abrutschen bewahrend.Die Verzweiflung einer Rebellin.

Kaum war der Comte aus dem Laden, ließ Céleste sich auf einen Stuhl fallen und legte das Brot vor sich auf den Tisch. „Das war's," sagte sie mit gespielter Tragik. „Mein Leben ist vorbei. Heute Abend bin ich Madame Bouchard, Ehefrau eines Dachs-Schnurrbarts." Lucien setzte sich gegenüber und musterte sie. „Nun, wenn du mich fragst, könntest du schlimmer dran sein. Immerhin bist du dann sicher vor der Garde – und dein neuer Ehemann wird dich sicher nie finden, wenn du dich hinter seinem Schnurrbart versteckst." Céleste warf ihm ein Brotstück an den Kopf, das er mit erstaunlicher Eleganz abwehrte. „Du verstehst das nicht!" sagte sie. „Ich habe eine Mission. Ich kann keine Dame der Gesellschaft sein, während ich für die Revolution arbeite!" „Nun," sagte Lucien, „wenn du heute Abend Monsieur Bouchard heiratest, werde ich persönlich dafür sorgen, dass die Revolution dich als Märtyrerin feiert." Céleste stand auf und warf die Hände in die Luft. „Warum rede ich überhaupt mit dir? Du hast keine Ahnung, wie ernst die Lage ist!" „Oh, ich verstehe sehr gut, wie ernst sie ist," sagte Lucien. „Dein Vater will meinen Laden niederbrennen, die Garde sucht mich wegen deines dämlichen Manuskripts, und ich habe immer noch keine Antwort auf die Frage, warum ich dir überhaupt helfe." Céleste blieb stehen, ihre Augen funkelten. „Weil du es magst, mit mir zu streiten. Und vielleicht, nur vielleicht, möchtest du nicht, dass ich Monsieur Dachs heirate." Lucien öffnete den Mund, um zu protestieren, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Schließlich lehnte er sich zurück und seufzte. „Also gut," sagte er. „Was ist dein Plan?" Céleste lächelte triumphierend. „Ich habe keinen. Aber wir werden einen finden." Lucien stöhnte. „Das wird großartig."

Ein Plan, der keiner ist

Der Nachmittag verging in einer Mischung aus absurden Ideen und unerwartet tiefgründigen Gesprächen, während Céleste und Lucien versuchten, einen Plan zu schmieden, der sie beide aus der misslichen Lage befreien würde. Céleste war entschlossen, ihre Freiheit zu bewahren, während Lucien sich mühsam damit abfand, dass sein ruhiges Leben als Buchhändler endgültig der Vergangenheit angehörte. „Also," begann Lucien, während er eine Kanne Tee auf den Tisch stellte, „dein Vater will dich mit Monsieur Bouchard verheiraten. Die Frage ist: Wie verhindern wir das?" „Das ist keine Frage," sagte Céleste mit der Selbstsicherheit einer Frau, die gewohnt war, ihren Willen durchzusetzen. „Wir müssen nur dafür sorgen, dass Bouchard mich nicht will." Lucien zog eine Augenbraue hoch. „Und wie stellst du dir das vor? Ihm einen Schnurrbart zeigen, der größer ist als seiner?" Céleste schenkte ihm ein frostiges Lächeln. „Ich dachte eher an etwas... Subtileres." „Subtil? Von dir?" Lucien lachte auf. „Du bist so subtil wie eine Guillotine." „Hast du eine bessere Idee?" fragte sie scharf. Lucien lehnte sich zurück und tippte nachdenklich mit dem Finger auf den Tisch. „Vielleicht... wir könnten einen Skandal inszenieren. Irgendetwas, das deine Familie dazu zwingt, die Verlobung abzusagen." Céleste runzelte die Stirn. „Ein Skandal? Was für ein Skandal?"

Lucien grinste. „Nun, zum Beispiel könnte ich der Welt erzählen, dass du dich heimlich in meinen Buchladen geschlichen hast, um revolutionäre Flugblätter zu verstecken. Oh, warte – das ist ja tatsächlich passiert." „Lucien!" rief sie und schlug ihm mit einem Kissen auf den Kopf. „In Ordnung, in Ordnung," lachte er und hob die Hände zur Verteidigung. „Wie wäre es damit: Du tust so, als hättest du dich in einen unwürdigen, schamlosen, völlig unpassenden Mann verliebt." Céleste verschränkte die Arme und musterte ihn misstrauisch. „Und wen schlägst du dafür vor?" Lucien stand auf, machte eine tiefe Verbeugung und sagte mit übertriebenem Pathos: „Mademoiselle Céleste, dürfte ich mich als Freiwilligen anbieten? Ich bin unwürdig, schamlos und völlig unpassend. Außerdem habe ich immer noch dein verdammtes Manuskript, also bin ich ohnehin verloren." Céleste schüttelte den Kopf, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen. „Du bist unmöglich." „Und doch bin ich deine beste Option."

Die erste Phase: Monsieur Bouchards Dinnerparty Am Abend des geplanten Treffens mit Monsieur Bouchard begleitete Lucien Céleste tatsächlich zur Residenz der Bouchards – allerdings nicht als einfacher Begleiter. Stattdessen trug er eine maßlos übertriebene Adelsrobe, die er sich aus dem Fundus eines alten Theaters geliehen hatte, samt einer abenteuerlich schief sitzenden Perücke. „Du siehst aus wie ein schlecht gefertigter König aus einem Straßentheater," sagte Céleste, während sie versuchte, ihr Lachen zu unterdrücken. „Perfekt," erwiderte Lucien, „dann ist die Rolle glaubwürdig." Die Dinnerparty begann zunächst in höflicher Zurückhaltung. Monsieur Bouchard, ein Mann mit einer Vorliebe für laute, unangemessene Lacher und übermäßig fettige Suppen, schien vollkommen überzeugt, dass Céleste ihm bald gehören würde. Doch Lucien war bereit, die Situation zu verändern.„Monsieur Bouchard!" rief Lucien mitten im Dinner und erhob sein Weinglas, als hätte er etwas Bedeutendes zu verkünden. „Darf ich sagen, wie glücklich ich bin, endlich den Mann zu treffen, der glaubt, dass er die Gunst von Mademoiselle Céleste verdient?"

Die Gäste am Tisch verstummten, und Bouchard starrte ihn an. „Wer, zum Teufel, sind Sie?" Lucien setzte ein breites, selbstgefälliges Grinsen auf. „Ich bin Lucien Dubois – Buchhändler, Philosoph und der Mann, der das Herz von Céleste gewonnen hat." Ein kollektives Keuchen erfüllte den Raum. „Das ist absurd!" rief der Comte, der Célestes Elternhaus nicht verlassen hatte, um der Szene beizuwohnen. „Völlig absurd!" stimmte Bouchard zu, obwohl er sichtbar unsicher wurde. Céleste, die fast an ihrem Weinglas erstickte, spielte die Rolle jedoch perfekt. „Lucien, ich habe dir doch gesagt, dass das keine gute Idee ist!" rief sie dramatisch, bevor sie ihre Hand theatralisch auf den Tisch legte. „Aber, mein Herz," sagte Lucien mit einem ironischen Blick, „wie könnte ich dich einem Mann überlassen, dessen Schnurrbart größer ist als seine Intelligenz?" Der Tisch brach in ein Chaos aus empörtem Murmeln, und Monsieur Bouchard sprang auf, seine fettige Serviette in der Hand. „Das ist eine Beleidigung!" „Nein, Monsieur," sagte Lucien, der immer noch die Kontrolle über die Situation hatte, „das ist die Wahrheit."

Der Erfolg – und die Konsequenzen

Der Plan funktionierte besser als erwartet. Monsieur Bouchard stürmte aus dem Raum, seine Verlobungsabsichten zerstört, und der Comte d'Armand war zu wütend, um Worte zu finden. Doch als Céleste und Lucien später aus dem Bouchard-Anwesen flohen, wurde ihnen klar, dass sie ein neues Problem hatten: Die Geschichte von Célestes „unpassender Liebe" machte schnell die Runde in Paris. „Das war brillant," sagte Céleste, während sie durch die nächtlichen Straßen liefen. „Absolut brillant." „Und gefährlich," fügte Lucien hinzu. „Du weißt schon, dass dein Vater mich jetzt auf die schwarze Liste setzt. Oder die Guillotine." Céleste grinste. „Dann solltest du wohl besser aufpassen, dass ich dich nicht noch öfter in Schwierigkeiten bringe." Lucien blieb stehen und sah sie an, seine Augen voller Ironie – und etwas, das vielleicht ein Hauch von Zuneigung war. „Mademoiselle, ich glaube, du bist die größte Schwierigkeit, die mir je begegnet ist." „Das hoffe ich," erwiderte sie und zog ihn weiter.

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