Es war einmal in einem kleinen dorf am fuße eines berges ein junge namens Tanner,so schön wie ein engel.Sein zartes gesicht,seine augen so blau wie der himmel und sein haar,das im sonnenlicht glänzte,ließen alle glauben,er sei ein bote des himmels.Aber Tanner‘ leben war nicht so friedlich wie sein perfektes aussehen
Tanner‘ eltern starben bei einem tragischen unfall,als er erst zehn jahre alt war.Tanner lebte allein in einem kleinen haus am wald,kümmerte sich um den blumengarten und sprach jeden tag mit den vögeln.Aber seltsamerweise verwelkten jedes mal,wenn Tanner vorbeikam,die blätter,die vögel hörten auf zu singen und die kinder rannten voller angst davon.Die leute begannen zu munkeln,er sei die verkörperung eines fluchs
Dann kam eines tages eine gruppe pilger in das dorf.Diese frommen leute glaubten,dass ungewöhnliche schönheit ein zeichen des bösen sei.Sie verdächtigten Tanner und zerrten ihn aus dem haus
«Was verbirgt sich hinter dieser schönheit?Du bist doch kein mensch,oder?»
Tanner sah sie mit schmerzerfüllten augen an:
«Ich bin nur ein ganz normaler junge!Bitte glaubt mir!»
Aber seine entschuldigungen beruhigten seine angst nicht.Sie banden ihn an einen pfahl mitten im dorf.Ein priester näherte sich mit einem silbernen kreuz und legte es auf seine stirn.Sofort war Tanner‘ haut versengt und er schrie vor schmerz
«Seht!Er ist ein teufel!»
Rief der priester
Die dorfbewohner waren entsetzt,aber gleichzeitig noch entschlossener.Sie stapelten brennholz herum und entzündeten ein feuer.In dem roten feuer stieß Tanner einen letzten schrei aus,voller schmerz und wut
Plötzlich breitete sich auf seinem rücken ein paar reinweißer flügel aus,die wie sterne leuchteten.Die funkelnden federn fielen herab,so schön,dass die ganze menge sprachlos war
«Er ist ein Engel!»
Schrie eine person entsetzt
Aber es war zu spät.Tanner hörte auf,sich zu wehren.Seine flügel wurden langsam von den flammen verbrannt und verwandelten sich in asche.In seinen letzten augenblicken bewegten sich seine lippen leicht:
«Ihr menschen seid zu blind...…...und das wird der preis sein»
Nach dieser nacht versank das dorf in dunkelheit.Die bäume starben,die ernten fielen aus und die menschen verschwanden einer nach dem anderen.Die Überlebenden erzählten,dass in stürmischen nächten eine junge gestalt mit verkohlten flügeln am himmel schwebte und ein kaltes flüstern hinterließ:
«Ich war das licht.....und du hast es ausgelöscht»
Der fluch hing wie ein nicht enden wollender albtraum über dem dorf.Die bäume verrotteten,das brunnenwasser wurde blutrot und das lachen der kinder hallte nur noch in erinnerungen wider.Die dorfbewohner lebten in angst und mieden den wald,in dem Tanner einst lebte
Eines nachts,als ein kalter wind durch das dorf wehte,beschloss eine gruppe mutiger junger männer,die wahrheit herauszufinden.Sie glaubten,es müsse einen weg geben,den fluch zu brechen oder zumindest herauszufinden,warum Tanner‘ geist sich weigerte,zu ruhen.Mit fackeln in der hand betraten sie den verfluchten wald
Tanner‘ haus stand noch da,aber bedeckt von schlingpflanzen und dunkelheit.Als die jungen männer eintraten,fühlten sie sich von einer kalten aura umhüllt.An den wänden waren Tanner‘ alte gemälde von natur und leben nun befleckt,als wären sie blutgetränkt
«Ihr wagt es,hier einzudringen?»
Ertönte eine stimme aus der dunkelheit,kalt wie stahl und voller wut
Die gruppe drehte sich um und sah Tanner' silhouette an.Seine verkohlten flügel waren nun zerfetzt und gaben schwachen rauch ab.Die einst wunderschönen blauen augen waren jetzt ein kaltes weißes licht,bar jeder emotion
«Wir..…....wir wollen euch nicht verletzen»
Sagte einer von ihnen zitternd
«Wir wollen nur den fluch brechen und das dorf retten»
Tanner kicherte.Sein lachen hallte wie eine totenglocke:
«Das dorf retten?Ihr wollt das ding retten,das mich getötet hat?Das ding,das mich von einem engel in ein monster verwandelt hat?»
Ein mädchen in der gruppe trat vor,ihre augen waren ernst:
«Wir wissen,dass wir falsch lagen.Aber bitte lasst den unschuldigen kindern eine chance.Sie verdienen diesen schmerz nicht»
Tanner' augen blitzten kurz auf,als hätten ihre worte eine verborgene ecke seiner seele berührt.Doch dann schüttelte er den kopf:
«Chance?Wer hat mir eine chance gegeben,als ich gebettelt habe?Wer hat mir das leben geschenkt,als ich einfach nur als normaler mensch existieren wollte?Nein,jetzt ist dein leiden das geschenk,das ich zurückgebe»
Nachdem das dorf verflucht worden war,wurde Tanner zu einem dunklen geist,der durch den wald wanderte.Sein hass auf die menschen nährte seine dunkle macht.Er versetzte diejenigen in angst,die es wagten,den wald zu betreten,führte reisende in die irre und zerstörte jedes leben,das das land berührte,das er beschützte
Inmitten seines hasses hielt Tanner jedoch immer noch an einer schmerzhaften erinnerung fest:den bildern der kinder,die vor ihm weggelaufen waren,den lächeln,die ausgelöscht worden waren,als das feuer ihre flügel verbrannte.Obwohl sein herz von dunkelheit erfüllt war,sehnte sich ein teil von ihm immer noch nach erlösung
Eines tages,als Tanner das dorf aus der ferne beobachtete,sah er ein mädchen in den wald gehen.Ihr name war Lorelei,die tochter eines der männer,die an seiner hinrichtung teilgenommen hatten.Aber anders als die anderen kam Lorelei nicht aus angst oder um hilfe hierher
Sie trug einen strauß weißer blumen und legte sie auf den boden in der nähe der stelle,an der Tanner vor jahren verbrannt worden war:
«Ich weiß, dass du hier bist»
Sagte sie leise,ihre stimme zitterte,aber sie klang aufrichtig:
«Sie hatten unrecht.Wir alle.Ich bitte dich nicht um vergebung,aber lass dich bitte nicht von der dunkelheit verzehren»
Tanner erschien vor ihr,seine kalten weißen augen voller hass:
«Glaubst du,ein blumenstrauß kann den schmerz lindern,den ich gefühlt habe?Weißt du,dass ich betrogen und verbrannt wurde von genau den menschen,die mich einst angelächelt haben?»
Lorelei rannte nicht weg,obwohl Tanners blick ihr herz gefrieren ließ:
«Ich weiß.Aber ich weiß auch,dass du kein teufel bist.Sonst hättest du das ganze dorf zerstört.Du willst nur,dass sie deinen schmerz kennen»
Ihre worte machten Tanner sprachlos.Niemand hatte es je gewagt,ihm das zu sagen.Für einen moment ließ seine wut nach.Aber dann lächelte er schwach:
«Du glaubst,gnade kann mich retten?Du bist so naiv»
Jeden tag ging Lorelei in den wald.Sie brachte nichts als geschichten aus ihrem leben,entschuldigungen und weiße blumen.Tanner,obwohl er es nicht zugeben wollte,begann ihr aus der ferne zu folgen.Er erkannte,dass ihre beharrlichkeit nicht aus angst,sondern aus aufrichtigkeit kam
Allmählich schwankte die dunkelheit in Tanner.Loreleis geschichten über die kinder im dorf,darüber,wie die menschen begannen,sich zu ändern,pflanzten einen kleinen hoffnungsschimmer in sein herz
Eines tages rutschte Lorelei aus und fiel in einen reißenden bach im wald.Tanner,obwohl immer noch zerrissen,konnte es nicht ignorieren.Er tauchte hinein,seine einst verbrannten flügel waren nun zu asche geworden,aber immer noch genug,um sie in sicherheit zu ziehen
Lorelei öffnete die augen und sah Tanner dort stehen,seine augen weniger hasserfüllt:
«Du bist kein teufel»
Flüsterte sie:
«Du bist ein engel mit gebrochenen flügeln,aber immer noch mit einem guten herzen»
Von da an begann sich Tanner zu ändern.Er verbreitete keine angst mehr,sondern half den geschöpfen des waldes im stillen.Lorelei besuchte ihn weiterhin und zwischen ihnen entwickelte sich ein gefühl,das Tanner noch nie erlebt hate:
Liebe
Der fluch blieb jedoch bestehen.Tanner wusste,dass er,um das dorf und Lorelei zu retten,das kostbarste opfern musste:
Seine eigene existenz
In einer vollmondnacht führte Tanner Lorelei zu einem hohen hügel,wo das mondlicht seine zerbrochenen flügel beleuchtete:
«Lorelei,ich habe mein licht durch dich gefunden.Aber damit im dorf wirklich frieden herrscht,muss ich gehen»
Lorelei brach in tränen aus und klammerte sich an seine hand:
«Nein!Ich werde dich nicht verlassen.Wir werden einen anderen weg finden»
Tanner lächelte nur traurig:
«Meine flügel sind verbrannt,aber mein herz wird immer bei dir sein»
Tanner blickte zum himmel auf,seine zerfetzten flügel leuchteten plötzlich ein letztes mal.Dieses licht breitete sich im ganzen dorf aus und löschte die dunkelheit aus.Als das licht verblasste,hatte Lorelei nur noch einen strauß weißer blumen in der hand und eine sanfte brise trug ein flüstern herüber:
«Ich liebe dich für immer»
Seitdem ist das dorf wiederbelebt und Lorelei geht noch immer jede nacht auf den hügel und schaut in den himmel,wo Tanner ihrer meinung nach frieden gefunden hat
Ein jahr nachdem Tanner sich geopfert hatte,um das dorf zu retten,vermisste Lorelei ihn immer noch.Jede nacht ging sie auf den hügel,wo Tanners zerfetzte flügel zuletzt geleuchtet hatten,und weinte still im mondlicht
In dieser nacht schien das mondlicht hell und erhellte den gesamten wald.Lorelei kniete im gras und umklammerte wie üblich die weißen blumen:
«Tanner.....wo bist du?Kannst du mich hören?»
Ihre stimme zitterte,ihr schluchzen vermischte sich mit dem wind
Plötzlich hallte ein leises geräusch von schritten aus dem tiefen wald.Lorelei drehte sich überrascht um und ihr herz blieb stehen.Eine vertraute gestalt trat aus der dunkelheit,das mondlicht erhellte sein gesicht-ein gesicht,das sie nie vergessen würde
«Tanner....»
Flüsterte Lorelei und tränen strömten ihr über das gesicht
Der junge vor ihr war genau wie Tanner.Blaue augen,ein zartes gesicht und eine sanfte,engelsgleiche erscheinung.Doch seine augen waren leer,emotionslos
«Wer bist du?»
Fragte er mit sanfter,aber distanzierter stimme
Lorelei war fassungslos:
«Tanner,ich bin’s,Lorelei.Erkennst du mich nicht?»
Der junge schüttelte den kopf,seine augen waren voller verwirrung:
«Ich weiß nicht,wer du bist.Ich erinnere mich an nichts.Ich weiß nur,dass ich im wald aufgewacht bin und mich gefühlt habe,als gehöre ich hierher»
Lorelei lief hinüber und nahm seine hände.Diese hände waren noch immer so warm wie eh und je,aber sie hatten nicht mehr die wärme der erinnerung:
«Du bist Tanner!Du bist derjenige,der sich für das dorf geopfert hat,für mich....Du erinnerst dich wirklich an nichts?»
Tanner sah sie an und trat einen schritt zurück:
«Es tut mir leid.Ich weiß nicht,wovon du redest»
Lorelei war fassungslos und akzeptierte,dass Tanner seine erinnerungen an sie,an alles,komplett verloren hatte
Von dieser nacht an brachte Lorelei Tanner zurück ins dorf,in der hoffnung,dass die vertraute umgebung ihm helfen würde,seine erinnerungen wiederzuerlangen.Aber all ihre bemühungen waren vergebens.Tanner erinnerte sich an nichts aus seiner vergangenheit,nicht an das dorf,nicht an sie und vor allem nicht an die engelsflügel,die einst ihm gehört hatten
Lorelei führte ihn an vertraute orte:das haus im wald,den bach,in dem er sie gerettet hatte,und den hügel,auf dem die flügel verbrannt waren.Tanner stand einfach da,seine augen waren ruhig,als hätte das alles nichts mit ihm zu tun
«Was habe ich falsch gemacht?»
Schluchzte Lorelei:
«Warum hast du alles vergessen,mich vergessen?»
Tanner sah sie an und spürte eine seltsame traurigkeit in seinem herzen aufsteigen,obwohl er nicht verstand,warum:
«Ich möchte dich nicht verletzen,aber.....vielleicht bin ich nicht diejenige,die du suchst»
Eines nachts träumte Lorelei von einem funkelnden licht,das im wald erschien.Im traum erschien Tanner mit seinen weißen flügeln,die wie zuvor leuchteten:
«Lorelei,sei nicht traurig wegen mir.Meine seele wurde gerettet,aber damit ich in die welt der sterblichen zurückkehren konnte,mussten meine erinnerungen gelöscht werden.Das ist der preis,den ich zahlen muss»
Lorelei wachte auf,tranen strömten ihr übers gesicht.Sie verstand,dass Tanner ein neues Leben geschenkt bekommen hatte,einen neuanfang,aber ohne sie darin
Obwohl ihr herz gebrochen war,beschloss Lorelei aufzuhören.Sie zwang Tanner nicht,sich noch mehr zu erinnern.Stattdessen half sie ihm schweigend,ein neues leben zu beginnen,und brachte ihm alles bei,was er brauchte,um sich in das dorf zu integrieren
An einem anderen abend,als Lorelei gerade gehen wollte,rief Tanner nach ihr
«Lorelei.....»
Sagte er mit stockender stimme:
«Ich weiß nicht,warum,aber jedes mal,wenn ich dich weinen sehe,tut es mir weh.Als ob....ich dir so weh tue»
Lorelei drehte sich um,ihre augen leuchteten vor hoffnung:
«Tanner....erinnerst du dich an irgendetwas?»
Tanner schüttelte den kopf,legte aber die hand auf seine brust:
«Nein,aber hier fühle ich etwas sehr wichtiges.Etwas,das ich verloren habe....und du bist der schlüssel dazu»
Obwohl es keine vollständige erinnerung war,brachten Tanners worte Lorelei unter tränen zum lächeln.Vielleicht würde er sich eines tages an alles erinnern,solange ihre liebe noch da war. Aber wenn nicht,würde sie immer noch an seiner seite sein,denn ihr herz gehörte schon lange dem jungen mit den gebrochenen flügeln
Und im mondlicht lächelte Lorelei zum ersten mal seit einem langen jahr-ein lächeln der hoffnung und ewigen liebe
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