Der kalte Morgenwind schnitt durch Shiros dünne Jacke, während er neben Yuna vor dem riesigen Tor stand. Das Seelenheiligtum, von dem Yuna gesprochen hatte, sah noch viel beeindruckender aus, als er es sich vorgestellt hatte. Das Tor bestand aus schwarzem Stein, übersät mit geheimnisvollen Symbolen, die im schwachen Licht blau schimmerten und sich leicht bewegten, als wären sie lebendig. Es wirkte, als gehöre das ganze Heiligtum nicht auf diese Welt.
Shiro schluckte und rieb sich die Arme. „Sieht echt unheimlich aus...“
Yuna grinste ihn an, ihre silbernen Haare wehten im Wind. „Das wirst du noch öfter hören.“
Gemeinsam schoben sie das Tor auf, das sich mit einem tiefen Grollen öffnete. Dahinter lag ein riesiger Hof, von hohen Säulen umgeben, die scheinbar in den Himmel ragten. Überall tanzten kleine blaue Lichter wie Glühwürmchen, und die Luft war erfüllt von einer magischen Energie, die Shiro sofort spürte.
„Hier wirst du trainieren“, erklärte Yuna und zeigte auf ein großes Gebäude am Ende des Hofes. „Da wartet dein Lehrer auf dich.“
Shiro schluckte. „Okay... Ich bin bereit, glaub ich.“
Sie gingen den Weg entlang und betraten das Gebäude. Innen war es dunkel, nur ein schwaches grünes Licht erhellte den Raum. In der Mitte saß eine schlanke Gestalt in einem langen Umhang, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Plötzlich hob die Person den Kopf, und zwei leuchtende Smaragdaugen fixierten Shiro.
„Willkommen, Shiro Takashi“, sagte eine tiefe Stimme. „Ich bin Meister Reiji, dein Lehrer.“
Shiro fühlte, wie sein Herz schneller schlug. „Ich... ich freue mich, Sie kennenzulernen.“
Meister Reiji lächelte kaum merklich. „Wir haben keine Zeit für Höflichkeiten. Deine Ausbildung beginnt jetzt.“
Die ersten Tage im Seelenheiligtum waren härter, als Shiro erwartet hatte. Meister Reiji war streng und fordernd. Sein Unterricht konzentrierte sich darauf, Shiros Seelenenergie zu kontrollieren – sie nicht wild durch seinen Körper jagen zu lassen, sondern sie zu formen und zu lenken wie Wasser, das durch einen Fluss fließt.
„Konzentriere dich!“, rief Meister Reiji oft, wenn Shiro wieder stolperte. „Deine Seele ist keine Waffe, die man einfach schwingt! Sie ist dein Teil, dein Licht und deine Kraft.“
Shiro seufzte und versuchte es erneut. Immer wieder ließ er die Seelenklinge aufleuchten, aber meist ging die Energie daneben oder schlug zurück und traf ihn selbst. „Warum klappt das nicht?“, fragte er sich frustriert.
Yuna war oft bei ihm und unterstützte ihn. „Mach dir nicht so viele Sorgen“, sagte sie. „Es ist normal, am Anfang zu scheitern. Ich hab auch Jahre gebraucht, um meine Kraft zu kontrollieren.“
Langsam begann Shiro, kleine Fortschritte zu machen. Er konnte die Seelenenergie formen, kleine Lichtkugeln erschaffen, die in seiner Hand schwebten. Seine Klinge wurde leichter, und seine Bewegungen flüssiger.
Manchmal saßen sie zusammen nach dem Training auf der großen Terrasse und redeten über alles Mögliche – Schule, ihre Lieblingsanime, ihre Ängste und Träume. Shiro merkte, dass er Yuna mehr mochte, als er zugeben wollte. Ihr Lächeln beruhigte ihn, und ihre Nähe machte sein Herz nervös.
Doch die Ruhe hielt nicht lange an. Eines Abends, als sie gerade am Lagerfeuer saßen, kam ein Wächter ins Heiligtum gerannt, ganz außer Atem.
„Shiro, Yuna!“, rief er. „In den Wäldern in der Nähe verschwinden Leute. Schatten greifen sie an!“
Yuna sprang auf. „Wir müssen sofort hin!“
Shiro schnappte nach Luft. „Schon wieder?“
„Ja, das ist kein Zufall“, sagte Yuna ernst. „Diese Schatten sind anders. Sie sind organisiert, und jemand steuert sie.“
Meister Reiji stand hinter ihnen und nickte. „Das ist deine erste Prüfung, Shiro. Zeig, dass du das Gelernte einsetzen kannst.“
Die Wälder lagen nur wenige Kilometer entfernt, aber als sie ankamen, fühlte sich die Luft schwer und bedrohlich an. Der Mond schien nur schwach durch das dichte Blätterdach, und jeder Schritt knirschte laut in der Stille.
„Bleib nah bei mir“, flüsterte Yuna.
Plötzlich knackte ein Ast, und aus dem Schatten sprang ein Schattenwesen. Es war kleiner als die Monster vom Riss am Himmel, aber unglaublich schnell und aggressiv. Seine Augen glühten rot, und seine Bewegungen waren lautlos.
Shiro griff die Seelenklinge und schlug zu, doch das Wesen wich blitzschnell aus. „Verdammt, es ist zu schnell!“
Yuna griff mit einem Energiestrahl an, der das Wesen am Bein traf. Es schrie und taumelte, verschwand aber dann in der Dunkelheit.
„Sie können sich fast unsichtbar machen“, erklärte Yuna. „Wir müssen vorsichtig sein.“
Sie verfolgten die Spuren tiefer in den Wald, wo sie eine kleine Lichtung fanden. Dort tanzten mehrere Schattenwesen um ein leuchtendes Objekt.
„Ein Seelenkern“, flüsterte Yuna. „Das ist die Quelle ihrer Kraft.“
Shiro spürte, wie sein Herz raste. „Wenn die das behalten, sind sie fast unbesiegbar.“
Plötzlich ertönte ein lautes Knurren, und ein riesiges Schattenmonster sprang aus dem Gebüsch. Es war größer und gruseliger als alles, was Shiro je gesehen hatte.
„Bereit?“, fragte Yuna.
„Ja!“, rief Shiro und hob die Klinge.
Der Kampf begann heftig. Das Monster griff mit seinen Klauen an, und Shiro musste ausweichen, um nicht zerkratzt zu werden. Seine Klinge schnitt durch die Luft, aber das Monster schien kaum verletzt.
Yuna griff von der Seite an, und ihre Klinge blitzte hell auf. Gemeinsam gelang es ihnen, das Monster zurückzudrängen.
Shiro fühlte, wie seine Kraft wuchs. Er konzentrierte sich, und die Klinge leuchtete hell auf. Mit einem mächtigen Schlag traf er das Monster am Kopf. Es schrie laut auf und zerfiel zu Staub.
Sie sahen sich erschöpft an. Yuna lächelte. „Du hast dich echt verbessert.“
Shiro grinste zurück, obwohl er kaum atmen konnte. „Das war knapp.“
Plötzlich hörten sie Schritte. Aus dem Schatten trat eine Gestalt in einer dunklen Robe, das Gesicht verborgen, aber die Augen glühten rot.
„Ihr seid mutig, Wächter“, sagte die Gestalt kalt. „Aber ihr wisst nicht, gegen wen ihr kämpft.“
Shiro stellte sich schützend vor Yuna. „Wer bist du?“
Die Gestalt lachte leise. „Mein Name ist Akuma. Und ich werde euch zeigen, was wahre Dunkelheit ist.“
Shiro spürte, wie sich eine Welle von Angst und Wut in ihm aufbaute. „Wir werden dich nicht gewinnen lassen.“
Akuma grinste böse. „Das werden wir ja sehen.“
Der Kampf war härter als alles, was Shiro bisher erlebt hatte. Akuma war schnell, seine Schattenkräfte stark und tödlich. Shiro musste all seine Kräfte bündeln, um nicht überwältigt zu werden.
Yuna kämpfte an seiner Seite, und ihre Schwertklingen funkelten im Mondlicht. Gemeinsam gelang es ihnen, Akuma zu verwirren, aber er verschwand plötzlich in einem Nebel aus Schatten.
„Er ist entkommen“, keuchte Yuna.
Shiro ließ die Klinge sinken, erschöpft aber entschlossen. „Das ist noch nicht vorbei.“
In den folgenden Tagen trainierten Shiro und Yuna härter als je zuvor. Shiro merkte, dass er nicht nur stärker, sondern auch mutiger wurde. Außerdem spürte er immer mehr, wie ihm Yuna wichtig wurde. Wenn sie lachte, wurde sein Herz warm. Wenn sie ihn ansah, konnte er kaum sprechen.
Eines Abends saßen sie zusammen auf der Terrasse und schauten in den Sternenhimmel.
„Denkst du, wir schaffen das?“, fragte Shiro.
Yuna legte ihre Hand leicht auf seine Schulter. „Wir schaffen das. Zusammen.“
Shiro sah ihr in die Augen und wusste, dass egal wie schwer der Weg werden würde – mit Yuna an seiner Seite war er bereit.
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