Am nächsten Morgen brachten die Frauen des Rudels Safira ohne Erklärung in ein Zimmer, in dem ein luxuriöses Kleid auf sie wartete. Sie kleideten sie gewaltsam, ignorierten ihre Weigerung und ihren Blick puren Hasses. Sie legten ihr schwere, komplizierte Juwelen um Hals und Handgelenke und flochten ihr Haar zu einer makellosen Frisur. Safira wurde immer ungeduldiger. Sie spürte, wie ihr die Kontrolle entglitt, und kämpfte gegen das Gefühl der Demütigung an.
Sobald sie fertig waren, führten sie sie in den großen Saal, wo sich eine Menschenmenge versammelt hatte. Hadrian erwartete sie, umgeben von seinem eigenen Rudel und ihrem ehemaligen Rudel. Der Schock auf den Gesichtern der Sköll war deutlich zu sehen, sie murmelten untereinander, unfähig zu glauben, was sie da sahen. Safira, so wild und unbezwingbar, stand vor ihnen, gekleidet wie die Braut eines Feindes. Ihre Augen blitzten vor Hass, als sie Hadrian dort sah, wie er den Mantel des Alphas trug, mit seiner imposanten und kalten Haltung.
Überrascht versuchte sie zurückzuweichen, doch er streckte die Hand aus und packte ihren Arm fest, um sie an seiner Seite zu halten. Sie wehrte sich, aber er hielt sie fest.
„Du hast keine Wahl, Safira", sagte Hadrians Stimme leise, aber bestimmt. „Entweder du akzeptierst diese Verlobung, oder deine Schwester wird deinen Platz einnehmen."
Safiras Herz raste. Sie sah ihn mit wachsendem Hass an, doch die Erwähnung von Elara ließ sie zögern. Sie schluckte ihren Zorn hinunter und sah ihm ins Gesicht, die Lippen zu einem verächtlichen Zug verzogen, aber ohne eine andere Wahl zu haben.
„Ich werde es tun", erwiderte sie, die Stimme hart wie Stahl. „Aber damit das klar ist, nicht für dich. Sondern für meine Schwester."
Hadrian lächelte, ein kaltes, triumphierendes Lächeln, und dann nahm er ihre Hand und hob sie hoch, sodass alle im Saal es sehen konnten. Das Gemurmel unter den Sköll wurde noch lauter. Sie flüsterten, schockiert, bestürzt, einige mit Abscheu. Die Tochter der Sköll, nun dazu bestimmt, sich mit dem Alpha zu vereinen, der alles zerstört hatte, was sie kannten. Safira konnte Fragmente der Gespräche hören und spürte die Last der Erwartungen und des Hasses in den Augen ihres ehemaligen Rudels. Das war Verrat, und sie wusste, dass sie gezwungen war, ihn zu leben.
In der Jagdhütte war Elara unterdessen gefangen, und Damon stand mit einem undurchdringlichen Gesichtsausdruck neben ihr und beobachtete sie. Schließlich brach er das Schweigen und informierte sie über Safiras Verlobung mit Hadrian. Schock breitete sich auf dem Gesicht der jungen Frau aus, dann Wut. Sie sprang auf, doch die Ketten hielten sie fest und zogen sie wieder zu Boden.
„Dieses Monster zwingt meine Schwester zu dieser Heirat!", schrie sie mit vor Wut erdrückter Stimme. „Er zerstört unser Rudel, tötet unseren Vater und jetzt... jetzt will er sich mit ihr vereinen? Das ist Folter!"
Damon blieb ruhig, doch ein Schatten des Unbehagens huschte über sein Gesicht. Er wusste, dass Elara Recht hatte, doch Hadrians Entscheidungen waren nicht anzuzweifeln. „Es ist das Gesetz der Wölfe", murmelte er, ohne sie anzusehen. „Safira wird es akzeptieren müssen."
Stunden später befand sich die junge Sköll in dem Zimmer, das ihr zugewiesen worden war, und ihr Gesicht zeigte tiefe Wut. Mit brutaler Gewalt riss sie sich die Kleider und den Schmuck vom Leib, sie wollte jedes Symbol dieser Demütigung loswerden. Jedes Stück Stoff fiel zu Boden, und sie hatte das Gefühl, dass sie sich mit jedem abgelegten Stück von diesem erstickenden Gefühl befreite.
Da öffnete sich die Tür und Hadrian trat ein. Er sah sie von hinten, die Juwelen und das Kleid auf dem Boden verstreut, ihren Körper nur von einer dünnen Stoffschicht bedeckt. Safira drehte sich zu ihm um, ihr Blick so scharf wie Klingen.
„Bist du zufrieden mit deinem Werk?", zischte sie, ihre Stimme voller Hass. „Du hast meine Familie zerstört, meinen Vater getötet und jetzt willst du mich zu dieser lächerlichen Vereinigung zwingen? Ich bin nichts weiter als eine Trophäe für dich, ein Symbol für deinen Sieg über die Sköll!"
Hadrian blieb einen Moment lang regungslos stehen, doch sein Blick war von einer Intensität, die Autorität und etwas Tieferes verriet.
„Du verstehst gar nichts", erwiderte er, seine Stimme leise, aber von fester Entschlossenheit. „Es geht nicht nur um Macht. Hier steht mehr auf dem Spiel, als du denkst."
„Mehr auf dem Spiel?" Safira lachte bitter, kam auf ihn zu, herausfordernd. „Bring mich nicht zum Lachen. Du willst Macht, Kontrolle über alles und jeden. Und jetzt willst du mich unterwerfen, als ob mich das vergessen ließe, was du getan hast."
Er atmete tief ein und bewahrte die Ruhe, doch er wich ihrem Blick nicht aus.
„Ich hätte dein ganzes Rudel vernichten können, jeden Wolf eliminieren, der es wagte, sich zu widersetzen", sagte er. „Aber ich habe beschlossen, einige zu verschonen. Ich habe dich ausgewählt, weil ich deine Loyalität will. Ich will, dass die Sköll sehen, dass sie unter meinem Kommando stehen und dass ich der Alpha bin, dem sie folgen müssen."
Safira lachte, ein Lachen voller Ironie und Verachtung. „Loyalität? Glaubst du, ich werde dir jemals treu sein? Nach allem, was du getan hast, glaubst du, mein Volk wird dich als Alpha sehen? Wir werden das niemals akzeptieren. Ich werde dich niemals akzeptieren!"
Hadrian machte einen Schritt auf sie zu, und instinktiv wich Safira zurück, spürte das Gewicht seiner Präsenz. Doch er hielt nicht an. Er war jetzt nur noch Zentimeter von ihr entfernt, und die Intensität in seinen Augen war beinahe erstickend.
„Du kannst dich so sehr wehren, wie du willst, Safira", murmelte er, seine Stimme von einer unnachgiebigen Entschlossenheit erfüllt. „Aber diese Vereinigung wird stattfinden. Und mit der Zeit wirst du erkennen, dass meine Stärke nicht ignoriert werden kann. Ich werde dein Alpha sein, ob du willst oder nicht."
Safira starrte ihn wütend an, ihre Brust hob und senkte sich in schweren Atemzügen. „Du wirst niemals mein Alpha sein. Du wirst niemals meinen Respekt haben, und egal, was du tust, meine Seele wird dir niemals gehören."
Einen Moment lang beobachtete Hadrian sie schweigend, die Spannung zwischen ihnen wie ein Funke, der kurz davor war, alles in Brand zu setzen. Schließlich wandte er den Blick ab, doch seine Stimme klang immer noch fest und entschlossen.
„Morgen werden wir uns dann vor allen anderen wiedersehen. Mach dich bereit, Safira."
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