Hadrian betrat die privaten Gemächer seiner Mutter mit entschlossenen Schritten, sein Gesichtsausdruck kalt, aber von einer Entschlossenheit geprägt, die keinen Zweifel zuließ. Seine Mutter erwartete ihn bereits, die Hände elegant gefaltet, doch ihr Gesicht zeigte Unglaube, als sie seine Worte hörte.
— Heirat? Mit einer Sköll? — Ihre Stimme war voller Verachtung. — Hadrian, hast du den Verstand verloren? Sie ist eine Bedrohung. Und ihre Familie… du hast sie vernichtet.
Hadrian blieb unnachgiebig. — Gerade deshalb. Eine Verbindung mit Safira wird der beste Weg sein, um den Gehorsam ihres Volkes zu erreichen. Sie werden verstehen, dass Widerstand sie nur ins Verderben führt. — Er machte eine Pause und das Funkeln in seinen Augen zeigte, dass seine Entscheidung unumstößlich war. — Ich bin entschlossen, Mutter.
Sie jedoch schüttelte den Kopf, ihre Stimme nun leiser, fast düster. — Und wenn sie Rache sucht? Wenn sie diese Nähe nutzt, um dich für alles zu vernichten, was du ihrem Volk angetan hast?
Hadrian kniff die Augen zusammen, als würde er diese Möglichkeit nicht einmal in Betracht ziehen. — Sie hätte keine Chance. Und wenn doch... werde ich damit fertig werden. Die Hochzeit wird stattfinden. — Sein Blick traf den ihren, unerschütterlich, und sie, als sie erkannte, dass er nicht nachgeben würde, seufzte und fügte sich seiner Entscheidung.
Nachdem der Befehl erteilt war, ließ Hadrian für Safira ein neues Gemach vorbereiten, einen Ort, der der zukünftigen Gefährtin des Alphas würdig war.
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Stunden später betraten zwei Betas Safiras Zelle. Sie sah sie vorsichtig an, die Fäuste geballt, bereit sich zu wehren. Doch anstatt eines feindseligen Befehls führten sie sie durch das Schloss. Sie wurde durch reich verzierte Gänge geführt, die Umgebung ganz anders als die dunklen Steine des Kerkers.
— Wohin bringt ihr mich? — fragte sie und versuchte ihre Besorgnis zu verbergen.
Die Betas schwiegen nur und setzten ihren Weg zu einem großen Raum fort, der mit eleganten Wandteppichen und einem bequemen Bett ausgestattet war. Sie trat ein und betrachtete die Umgebung ungläubig, unfähig zu verstehen, warum sie so behandelt wurde.
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Währenddessen saßen Elara und Damon in der Hütte am Tisch und aßen in unbehaglichem Schweigen. Elara, immer ernst, starrte auf ihren Teller, doch ihre Haltung war angespannt, die ständige Wachsamkeit, die sie umgab, hinderte sie daran, sich zu entspannen.
Damon, der ihren Widerstand bemerkte, beugte sich in einem seltenen Moment der Freundlichkeit ein wenig zu ihr.
— Ich weiß, dass die Situation nicht einfach für dich ist — bemerkte er und bot ihr ein Stück frisches Brot an. — Aber selbst hier musst du nicht die ganze Zeit wie eine Gefangene leben.
Sie sah ihn überrascht über die unerwartete Geste an, doch ihr Gesichtsausdruck blieb hart. Dennoch nahm sie das Brot, ein leichtes Zögern, bevor sie einwilligte, jedoch ohne ein Wort des Dankes. Damon beobachtete ihre Geste mit einem halben Lächeln, als sehe er darin einen kleinen Sieg.
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Später genoss Safira das erste anständige Bad seit langer Zeit. Das warme Wasser der Wanne entspannte ihre Muskeln, der Dampf brachte ein fast vergessenes Gefühl von Behaglichkeit und zum ersten Mal seit Tagen erlaubte sie sich, die Anspannung aus ihrem Körper weichen zu lassen. Sie schloss die Augen, versank im Wasser und genoss diesen kurzen Moment des Friedens.
Als sie aus dem Bad kam, spürte sie die Last der Erschöpfung nach so vielen Strapazen. Sie legte sich auf das weiche Bett und schlief, eingehüllt in den dünnen Stoff der Laken, schnell ein und gab sich einem tiefen, traumlosen Schlaf hin.
Während Safira sich ausruhte, war Hadrian in seinem Zimmer und hing seinen verwirrten Gedanken über die Entscheidung nach, sie zu seiner Gefährtin zu machen, als sein Vater eintrat und eine ruhige, aber von Autorität geprägte Präsenz mit sich brachte. Der ältere Alpha bemerkte die Anspannung im Gesicht seines Sohnes und wusste, dass diese Ehe selbst für einen Anführer wie Hadrian ein schwieriger Schritt war.
— Du hast also beschlossen, Safira zu deiner Gefährtin zu machen? — fragte der Vater, ohne seinen Blick abzuwenden.
Hadrian nickte und verschränkte die Arme, obwohl sein Gesicht ausdruckslos blieb. — Es gibt keinen anderen Weg. Mit dieser Ehe werde ich es schaffen, ihr Volk unter Kontrolle zu halten. Wenn sie sehen, dass ich eine Sköll an meiner Seite habe, werden sie gezwungen sein, mich zu respektieren.
Der Vater beobachtete seinen Sohn einen Moment lang schweigend, analysierte seine Worte und das Gewicht der Entscheidung. — Ich verstehe deine Wahl, Hadrian, und vielleicht ist es tatsächlich die beste Strategie. Aber ich muss dich an eines erinnern: Was du mit dieser Ehe anstrebst, ist nicht nur Loyalität, sondern Stabilität. Und um das zu erreichen, bedarf es vielleicht mehr als nur des Titels eines Gefährten.
Hadrian sah ihn stirnrunzelnd an. — Was meinst du damit?
— Ich meine, Safira ist mehr als nur ein Symbol, Hadrian. Sie ist die letzte Vertreterin der Sköll. Du magst mit dieser Verbindung ihren Gehorsam erringen, aber du musst verstehen, dass Safira Schmerz und Hass für das, was sie verloren hat, in sich trägt. Sie wird sich nicht so leicht beugen, nicht ohne das Gefühl, dass es mehr gibt als nur Unterwerfung.
Hadrian schloss für einen Moment die Augen und nahm die Worte seines Vaters in sich auf. Das Bild von Safira kam ihm in den Sinn, ihre Augen voller Herausforderung, Schmerz und Wut. Er wusste, dass sein Vater recht hatte, aber der Gedanke, so weit zu gehen, sie als etwas mehr als eine Kriegstrophäe zu betrachten, bereitete ihm Unbehagen.
— Und was schlägst du vor, Vater? Soll ich sie wie eine Gleichgestellte behandeln? — fragte Hadrian mit leiser Stimme.
— Behandle sie wie jemanden, der deinen Respekt verdient. Sie ist eine Sköll, ja, aber sie ist auch eine starke Wölfin, die ihren Wert bereits bewiesen hat. Wenn du wirklich die Loyalität ihres Volkes willst, musst du mehr aufbauen als nur eine Schein-Allianz. Gib ihr etwas, das diese Verbindung rechtfertigt, etwas, das sie einen Grund erkennen lässt, sich nicht weiter zu widersetzen.
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Die Nacht war schon fortgeschritten, als Safira erwachte und die nächtliche Brise durch den offenen Balkon spürte. Sie stand auf, den Körper noch immer ein wenig entspannt vom Bad, und ging zum Balkon, wo sie den Vollmond beobachtete, der imposant am Himmel stand.
Als sie den Blick hob, trafen ihre Augen auf eine andere Gestalt auf dem Balkon gegenüber, im Zimmer nebenan. Hadrian stand dort und beobachtete denselben Mond, sein Blick intensiv. Die Blicke der beiden trafen sich, und in diesem kurzen Moment ging ein Gemisch aus Hass und etwas Tieferem zwischen ihnen hindurch, wie eine Verbindung, die beide sich weigerten anzuerkennen.
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