Die Nacht senkte sich langsam, und Freya war allein in ihrem Zimmer, kämmte ihre Haare mit mechanischen Bewegungen und versuchte den Sturm von Emotionen zu beruhigen, der sie überwältigte. Die Stille der Nacht wurde abrupt durch ein lautes Aufschlagen der Tür unterbrochen, und Órion trat mit einem ernsten Ausdruck ein.
— Wir müssen ein paar Dinge klären — rief er mit fester, autoritärer Stimme.
Freya, die noch mit dem Rücken zu ihm stand, spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sie wollte sich nicht mit ihm anlegen, doch die Spannungen in der Luft waren greifbar. Während sie weiterhin ihre Haare kämmte, wirbelten chaotische Gedanken durch ihren Kopf.
— Du und ich werden getrennt schlafen — fuhr Órion fort und brach das Schweigen. — Wir werden nur zusammen sein, wenn du bereit bist, dich zu paaren.
In diesem Moment konnte Freya sich nicht mehr zurückhalten. Sie drehte sich schnell um und stellte sich ihm mit der aufwallenden Empörung entgegen.
— Ich werde mich nie mit dir paaren! — sagte die junge Frau, die Entschlossenheit in ihrer Stimme hallte durch die Wände des Zimmers. — Mach das mit deiner Geliebten!
Órions Reaktion war sofort. Er trat vor, packte ihre Arme fest und drückte sie gegen die Wand. Freya spürte, wie ihr Herz raste, die Nähe zu ihm verstärkte die Angst und Wut, die in ihr brodelten.
— Missandre war bereits in meinem Leben, bevor du, leider, in mein Leben tratst — sagte er leise, aber voller Intensität. — An dem Tag, an dem du bereit bist, werde ich nicht zögern, ein Kind mit dir zu zeugen, selbst wenn ich dich dafür fesseln muss! — schrie er, und die Worte trugen ein bedrohliches Gewicht, das sie nervös und verängstigt zurückließ.
Freya sah ihm in die Augen und suchte nach einem Funken Empathie oder Verständnis, doch fand nur die Wildheit, die ihn zum Alfa machte. Was ein Moment der Verbindung sein sollte, verwandelte sich in ein Gefängnis, und der Gedanke, zu etwas gezwungen zu werden, was sie nicht wollte, lähmte sie.
Kurz darauf trat Órion zurück und schlug die Tür mit solcher Wucht zu, dass die Wände des Zimmers zitterten. Der Krachen widerhallte in Freyas Geist, und sie blieb dort stehen, allein, während sie die Verletzlichkeit und den Schmerz spürte, die sie durchdrangen. Die Tränen begannen, über ihr Gesicht zu rinnen, und sie ließ sich auf den Boden sinken, umhüllt von einem Schmerz, der unerträglich schien.
— Warum passiert das? — flüsterte sie sich selbst zu, während die Einsamkeit sie wie einen schweren Mantel umhüllte. Die Nacht dehnte sich vor ihr aus, voller Schatten und Ungewissheit, und Freya fand sich verloren, ohne zu wissen, wie sie in einer Welt navigieren sollte, die feindlich und unverständlich geworden war.
...****************...
Am nächsten Morgen fiel das sanfte Sonnenlicht durch die Vorhänge von Freyas Zimmer, doch die Wärme des Morgens konnte die Kälte in ihrem Herzen nicht vertreiben. Liana trat mit einem strahlenden Energieschub und Freude in das Zimmer, unterbrach Freyas schweren Gedanken.
— Wach auf, Schlafmütze! — rief Liana, zog die Decken weg und ließ die junge Frau auf der Bettkante sitzen, die Augen noch schläfrig.
Als Liana ihren niedergeschlagenen Ausdruck sah, machte sie sich sofort Sorgen.
— Geht es dir gut? — fragte sie, die Besorgnis war in ihrer Stimme deutlich zu hören.
Freya zögerte, schüttelte den Kopf als Bestätigung, obwohl sie sich nicht wirklich gut fühlte. Sie wollte die Spannung der Nacht zuvor nicht zeigen, doch die Maske, die sie zu tragen versuchte, war zerbrechlich.
Liana schien jedoch nicht überzeugt. Ihre Augen waren auf Freyas Hals fixiert, und ihr Gesichtsausdruck wechselte in Verwirrung.
— Er hat dich nicht markiert? — fragte das junge Mädchen, Neugier in ihrer Stimme.
Freya war perplex über die Frage. „Markiert?“ wiederholte sie, versuchte zu verstehen, was sie meinte.
— Ja! — erklärte Liana, die Aufregung in ihrer Stimme wuchs. — Wenn ein Wolf seine Gefährtin findet, markiert er sie und macht sie ausschließlich zu seiner. Es ist ein Symbol der Verbindung zwischen ihnen.
Freya spürte einen Schauer über ihren Rücken. Der Gedanke, markiert zu werden, zu jemandem auf diese Weise zu gehören, machte ihr tief Angst. Ihre Mutter hatte nie über diese Traditionen gesprochen, und das Fehlen von Wissen machte sie verletzlicher.
— Ich... wusste das nicht — murmelte sie, während die Unruhe in ihr wuchs.
Liana bemerkte die Stimmung ihrer Freundin und wechselte schnell das Thema, als wollte sie die düsteren Gedanken vertreiben.
— Komm! Lass uns einen Kaffee trinken — rief sie mit einem hoffnungsvollen Lächeln. — Heute nehme ich dich mit an einen besonderen Ort!
Freya versuchte, sich aufzuheitern, indem sie von der Bettkante aufstand und sich für den Tag vorbereitete. Während sie sich anzog, kreisten ihre Gedanken weiterhin um Lianas Worte und was es bedeutete, gezeichnet zu sein. Doch für den Moment entschied sie sich, die Sorgen beiseite zu schieben und ihrer Freundin zu folgen.
Gemeinsam gingen sie die Treppe hinunter und traten in die frische Morgenluft hinaus. Der Duft von frischem Gebäck und zubereitetem Essen durchzog die Luft, und Freya verspürte eine leichte Erleichterung, als sie sich von der Routine mitreißen ließ.
— Was hast du im Sinn? — fragte sie, während ihre Neugier erwachte.
— Du wirst es lieben! Es ist ein Ort, an dem wir uns entspannen und ein wenig Spaß haben können, fernab von all dem Stress — sagte Lianas Schwester.
Liana strahlte vor Begeisterung, während sie sich auf den kleinen Ausflug vorbereitete. Mit einem Lächeln im Gesicht griff sie nach einigen frischen Früchten aus einem Korb und nach Decken, die sie sorgfältig arrangierte, bevor sie hinausging.
— Lass uns gehen! — rief sie und zog Freya an der Hand.
Die beiden Freundinnen traten durch die Haustür und betraten den Wald, der das Dorf umgab. Die Luft war frisch und belebend, und der Duft der feuchten Erde vermischte sich mit dem Aroma der Bäume und Wildblumen. Die Sonnenstrahlen filtrierten durch das Blätterdach und erschufen ein Spiel aus Licht und Schatten, das um sie herum tanzte während sie gingen.
Als sie sich vom Dorf entfernten, wurde das Geräusch des Flusses immer hörbarer, ein sanftes Murmeln, das Ruhe versprach. Der Weg war von hohen, majestätischen Bäumen gesäumt, deren Kronen ein Blätterdach bildeten, das das Sonnenlicht filterte und eine magische, einladende Atmosphäre schuf. Das Gezwitscher der Vögel und das Rascheln der Blätter im Wind boten die perfekte Klangkulisse für die Reise.
Nach einigen Minuten des Gehens erreichten sie eine Lichtung, wo der Fluss sanft zwischen den Steinen hindurchwanderte. Das kristallklare Wasser spiegelte den blauen Himmel wider, und kleine Wellen bildeten sich um die Felsen, wodurch eine friedliche Szenerie entstand. Die Ufer des Flusses waren mit saftigem Gras bedeckt, das von bunten Wildblumen gesprenkelt war, die im Wind tanzten.
— Hier ist es perfekt! — sagte Liana und breitet die Decken auf dem weichen Gras aus. — Ein Ort nur für uns, fernab von allem!
Freya sah sich um und spürte, wie ihre Anspannung zu schwinden begann. Die Umgebung war einladend und behaglich, und die natürliche Schönheit umhüllte sie wie eine Umarmung. Sie setzte sich auf die Decke, beobachtete das sanfte Fließen des Wassers und fühlte eine Welle der Ruhe.
Liana begann, die Früchte hübsch auf der Decke zu arrangieren. Lila Trauben, saftige Melonenscheiben und einige knackige Äpfel lagen dort, bereit, genossen zu werden.
— Lass uns erfrischen! — sagte Liana, griff nach einer Traube und bot sie Freya an, die mit einem Lächeln annahm. Der süße Geschmack der Frucht war belebend, und Freya spürte, wie Freude in ihr aufblühte.
— Es ist so schön, dass du mich hierher gebracht hast — sagte die Jüngere und sah die Freundin dankbar an. — Ich brauchte einen Moment wie diesen.
— Manchmal brauchen wir einfach Frieden und gute Gesellschaft — antwortete Liana, ein Glanz in ihren Augen.
***Laden Sie NovelToon herunter, um ein besseres Leseerlebnis zu genießen!***
47 Episoden aktualisiert
Comments