Ep.3

Während Freya rannte, bewegte sich ihr Körper agil zwischen den Bäumen hindurch, doch in einem Moment der Unachtsamkeit stolperte sie über einen versteckten Ast auf dem Boden und stürzte schwer. Der Aufprall war heftig, und ihr Atem stockte, als sie versuchte, sich zu fangen und aufzustehen.

Die Männer kamen näher, ihre bedrohlichen Silhouetten hoben sich von dem Halbdunkel des Waldes ab, und einer von ihnen schwang ein blitzendes Messer, das Mondlicht spiegelte sich im Metall.

„Bitte tut das nicht!“, rief Freya, ihre Stimme war voller Verzweiflung und Angst. Die flehentliche Bitte hallte in der Nacht wider, schien aber vergebens zu sein.

Als einer der Männer sich darauf vorbereitete, sie zu verletzen, durchschnitt ein tiefes, wildes Knurren die Luft. Ein riesiger schwarzer Wolf mit dunklem Fell und Augen, die wie Feuer glühten, stürzte sich auf den Mann und schleuderte ihn mit einem kräftigen Schlag von sich. Der Schrei des Angreifers vermischte sich mit dem Geräusch von Blättern und Ästen, die unter dem Gewicht des Wolfes brachen.

Der zweite Mann, der die Szene entsetzt mit ansehen musste, machte auf dem Absatz kehrt und versuchte zu fliehen. Doch der schwarze Wolf, flink und unaufhaltsam, sprang ihn an und griff ihn mit einer Wildheit an, die fast übernatürlich wirkte. Er zerriss ihn, als wäre er aus Papier.

Nach der kurzen, aber heftigen Konfrontation wandte sich der Wolf Freya zu, die immer noch verängstigt und verletzt am Boden lag. Er blickte ihr tief in die Augen, seine scharfen Sinne nahmen ihren Geruch wahr und hörten den beschleunigten Schlag ihres Herzens. Die Verbindung zwischen ihnen war in einem Augenblick hergestellt und zu Freyas Überraschung verspürte sie keine Angst – nur ein seltsames Gefühl der Sicherheit.

Kurz darauf begann Orion, der Wolf, der sie gerettet hatte, sich zu verwandeln. Die Magie des Vollmonds erhellte seinen Körper, während er seine menschliche Gestalt annahm. Seine muskulöse und imposante Silhouette erhob sich vor ihr. Mit ihm verwandelte sich auch der Rest des Rudels und enthüllte seine menschlichen Gliedmaßen, doch ihre Blicke trugen immer noch die Wildheit ihrer Wolfsgestalten in sich.

Orion streckte die Hand aus, um Freya aufzuhelfen. Sein Gesichtsausdruck war jedoch ernst, und die Intensität in seinen Augen ließ keinen Zweifel aufkommen.

„Wer bist du?“, fragte er mit tiefer, autoritärer Stimme, als stünde er einer fremden Bedrohung gegenüber.

Freya spürte einen Schauer über ihren Rücken laufen, nicht nur wegen seines Tonfalls, sondern auch wegen der Wildheit, die er und Lucky an den Tag legten. Die beiden Menschen, die sich in Wölfe verwandelt hatten, standen nun vor ihr, bereit, sie zu befragen und das zu beschützen, was ihnen gehörte.

„Warum warst du allein im Wald?“, fügte Lucky hinzu, sein durchdringender Blick bewertete die Situation, als wäre jedes Wort ein Teil des Puzzles, das sie lösen mussten.

Freya holte tief Luft und versuchte, angesichts der Intensität der Situation ihre Fassung zu bewahren. Die Worte lagen ihr auf der Zunge, doch die Verletzlichkeit, die sie empfand, ließ sie zögern. Sie wusste, dass sie sich erklären musste, aber sie verstand auch, dass ihre Antwort die Art und Weise beeinflussen könnte, wie diese Männer, jetzt in ihren menschlichen Gestalten, sie sahen.

„Ich weiß es nicht, ich habe nur zum Vollmond hochgeschaut und als ich mich umsah, war ich schon im Wald!“, rief Freya aus, ihre Stimme zitterte vor Nervosität, ihre Augen glänzten in einer Mischung aus Angst und Verwirrung.

Orions Frage hing wie ein Schatten in der Luft, schwer von einer Bedeutung, die sie noch verletzlicher machte. Er kam näher, seine imposante Erscheinung ließ ihr Herz schneller schlagen.

„Bist du eine von uns?“, erklang Orions tiefe Stimme, fest und autoritär, wie ein Donnerschlag in einer stürmischen Nacht.

Lucky bemerkte, dass Orions Intensität die Angst, die Freya bereits beherrschte, nur noch verstärkte, und beschloss einzugreifen. Mit einer freundlichen Geste winkte er seinen Neffen beiseite und entfernte sich ein wenig von der jungen Frau.

„Orion, können wir uns kurz unterhalten?“, schlug er vor, seine sanfte Stimme stand im Kontrast zu der greifbaren Spannung in der Luft.

„Sie hat Angst und ist verletzt. Gib ihr einen Moment zum Durchatmen. Lass mich sie befragen, ja?“, sagte Lucky und versuchte, die Situation zu entschärfen wie ein Vater, der versucht, ein verängstigtes Kind zu trösten.

Orion zögerte, nickte dann aber schließlich zustimmend. Freya, immer noch zitternd, setzte sich auf den mit Blättern bedeckten Boden und versuchte, ihren Atem zu kontrollieren, während sie ihr Herz zu beruhigen versuchte, das unkontrolliert in ihrer Brust schlug. Die anderen Mitglieder des Rudels flüsterten untereinander und tauschten neugierige und besorgte Blicke aus, als würde der Wald um sie herum die Spannung aufsaugen.

Nach ein paar Minuten, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen, näherte sich Lucky Freya. Seine Präsenz war nun ruhiger und er versuchte, eine echte Verbindung herzustellen.

„Wie heißt du?“, fragte er. Seine ruhigere, ermutigendere Stimme trug dazu bei, den Druck zu lindern, der auf ihren Schultern lastete.

„Ich heiße Freya“, antwortete sie, ein leises Keuchen entwich ihren Lippen, als könnte sie endlich etwas von der Angst ablassen, die sie verzehrte.

„Bist du auch eine von uns?“, fragte Lucky, die Neugierde war in seinen Augen deutlich zu erkennen, als erwarte er, dass die Antwort einen unbekannten Weg erleuchten würde.

„Ich weiß es nicht… Ich habe mich noch nie verwandelt“, sagte Freya, Enttäuschung breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als wäre ein Schatten über ihre Seele gezogen.

„Sind deine Eltern wie wir?“, fragte er und versuchte, das Puzzle zusammenzusetzen, das sich vor ihnen bildete.

„Nur meine Mutter. Sie war wie ihr“, antwortete Freya mit zögernder Stimme, die von Nostalgie und Sehnsucht erfüllt war.

„Wer war deine Mutter?“, hakte Lucky nach, die Absicht, mehr über die junge Frau zu erfahren, war in seinem starren Blick deutlich zu erkennen.

„Althea. Sie hieß Althea“, verriet Freya. Die Erinnerung an ihre Mutter brachte eine Mischung aus Schmerz und Liebe in ihr hoch.

Freias Worte versetzten Lucky in einen Schockzustand, eine Welle widersprüchlicher Gefühle überkam ihn. Der Name „Althea“ hallte in seinen Gedanken wider, wie ein fernes Echo einer Vergangenheit, die er nie vergessen konnte.

„Althea ist deine Mutter?“, wiederholte er, fast ungläubig. Unglaube färbte seine Stimme.

„Ja, sie war wie ihr, aber mein Vater war nur ein gewöhnlicher Mann“, erklärte Freya und erzählte die Geschichte ihrer Herkunft. Jedes Wort war mit einer emotionalen Last verbunden, die in der Dunkelheit des Waldes widerzuhallen schien.

Freya erzählte Lucky ihre Geschichte.

Trauer überkam den Wolf, als er von Altheas Tod hörte, ein tiefes, schmerzhaftes Gefühl, das ihn fühlen ließ, als wäre ein Teil seiner eigenen Geschichte herausgerissen worden. Er stand auf und suchte Orions Nähe. Sein Herz zog sich zusammen, als er an die Enthüllung dachte.

„Warum bist du so drauf?“, fragte Orion, dem die Veränderung im Gesicht seines Onkels nicht entgangen war.

„Sie ist Altheas Tochter“, offenbarte Lucky. Das Geständnis fiel wie ein Stein in einen stillen Teich und schlug Wellen der Überraschung und Besorgnis.

„Warum hat sie sich dann nicht gewehrt?“, fragte Orion mit misstrauischer Stimme, während er Freya aus der Ferne beobachtete, die sich unter seinem prüfenden Blick zurückzog.

„Sie ist die Tochter der Wölfin mit einem gewöhnlichen Mann. Sie hat sich nie verwandelt“, erklärte Lucky. Die Realität der Situation wurde klarer, wie ein Tag, der sich allmählich enthüllte.

„Dann ist sie ein Mensch“, stellte Orion fest. Die Kälte seiner Worte hallte in der Dunkelheit des Waldes wider.

„Das kann sie sein, oder auch nicht!“, erwiderte Lucky. Die Unruhe in seiner Brust wuchs. Er wusste, dass Freya mehr zu bieten hatte, etwas, das es wert war, entdeckt zu werden.

„Lass uns sie gehen und zum Rudel zurückkehren“, rief Orion entschlossen. Seine Stimme war fest wie ein Befehl, der keinen Widerspruch duldete.

„Wir können sie hier nicht zurücklassen!“, beharrte Lucky, die Dringlichkeit in seiner Stimme nahm zu. „Sie könnte eine von uns sein. Wir dürfen nicht ignorieren, was aus ihr werden könnte.“

„Sie ist schwach, Lucky. Sie kann nicht bei uns leben“, antwortete Orion mit strengem, unversöhnlichem Blick. Diese Worte trafen ihn wie ein Messer und Lucky spürte eine Welle der Ohnmacht in sich aufsteigen. Er wusste, dass er seinem Alpha gehorchen musste, aber der Wunsch, Freya zu beschützen, pulsierte in ihm wie ein Urinstinkt.

Mit einem schweren Seufzer drehten sich die beiden um und ließen Freya allein im Halbdunkel des Waldes zurück. Stille umfing den Ort und die junge Frau spürte, wie sich die Last der Einsamkeit in ihrem Herzen breit machte. Eine Mischung aus Angst und Traurigkeit überkam sie, während die Echos ihrer eigenen Verwirrung in ihrem Kopf widerhallten.

Während Orion ging, erhellte das Licht des Vollmonds seinen Weg, schien aber auch seine Wahrnehmung zu verzerren. Eine sanfte, verzweifelte Stimme begann in seinem Kopf widerzuhallen, wie ein Flüstern, das sich mit dem Nachtwind vermischte.

„Lass mich nicht allein…“, flüsterte die Stimme. Eine flehentliche Bitte, die aus einem tiefen, unbekannten Ort zu kommen schien und sein Herz zögern ließ. Der Mond spiegelte seine Gefühle wider und brachte einen inneren Konflikt zum Vorschein, der ihn schwanken ließ.

Plötzlich, als würde ihn eine unsichtbare Kraft zurückziehen, drehte sich Orion abrupt um und rannte zurück zu Freya. Er fand sie dort vor, verletzlich, klein im silbernen Licht des Mondes, und etwas in ihm zerbrach.

Ohne zu zögern, nahm er sie in seine Arme. Die Kraft seines Körpers hüllte Freya in eine unerwartete schützende Umarmung. Sie war überrascht, ihre Augen weiteten sich ungläubig, als er sie mit Leichtigkeit hochhob, als wäre sie aus Federn.

„Was machst du da?“, fragte sie, ihre Stimme zitterte zwischen Verwirrung und einem Anflug von Hoffnung.

„Wir können sie hier nicht zurücklassen“, erklärte er mit neu gewonnener Entschlossenheit in der Stimme.

Mit Freya in seinen Armen rannte Orion auf das Rudel zu. Seine Wölfe folgten ihm wie wild gewordene Pfeile, die die Luft durchschnitten. Der Wald schien um sie herum zu vibrieren, die Geräusche der Natur vermischten sich mit seinem beschleunigten Herzschlag.

Freya spürte den Wind in ihrem Gesicht und für einen Moment überkam sie das Gefühl von Freiheit. Sie wusste nicht, was die Zukunft bringen würde, aber hier, in Orions Armen, glühte ein Funken Hoffnung.

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